Mit FSC-Holzkohle gegen Namibias Verbuschung

Wie im Rahmen der FSC-Ökosysmleistungen Farmland wieder urbar gemacht und Existenzen gesichert werden

Die Hälfte der Fläche Namibias ist von Verbuschung beeinträchtigt. Die Folgen für Mensch, Tiere und Umwelt sind gravierend. FSC-zertifizierte Holzkohle hilft, das Ökosystem wiederherzustellen und langfristige Einkommensquellen für die Menschen vor Ort zu schaffen. Durch die Verifizierung von FSC-Ökosystemleistungen wird zusätzlicher Aufwand der Farmer:innen honoriert, wenn sie mit gezielten Maßnahmen eine erneute Verbuschung langfristig verhindern und damit die Savannenlandschaft wiederherstellen.

Namibia ist eines der am dünnsten besiedelten Länder der Welt. 2,8 Millionen Menschen wohnen auf einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland. Das Land verfügt über eine hohe Biodiversität, viele vom Aussterben bedrohte Tiere leben hier noch in freier Wildbahn. Ein großes Problem für das Land ist die zunehmende Verbuschung. Der Prozess ist auf 45 Millionen Hektar Savanne in vollem Gange, das entspricht der Hälfte der Fläche Namibias. „Die Verbuschung ist mittlerweile ein regelrechtes Desaster für Namibia geworden“, fasst Progress Kashandula, CEO der Namibia Biomass Industry Group, zusammen.

Aggressive, invasive Dornenbüsche vereinnahmen immer mehr Fläche und führen zu einem Ungleichgewicht im natürlichen Verhältnis von Gras- zu Buschfläche. Die knochigen Büsche haben ein weit verzweigtes Wurzelwerk, das den oberen Erdschichten das Wasser entzieht und die Wassermengen verringert, die sonst zur Regenzeit ins tiefere Erdreich sickern. Dadurch trocknen Wasserlöcher aus und Brunnen versiegen. Umliegende Pflanzen bekommen nicht mehr genug Wasser und verdorren. Das Grasland, welches einst die Savanne prägte, verschwindet, die Landschaft bleibt braun und trocken.

 

Nahrungsgrundlage für Wild- und Zuchttiere in Gefahr

Die Verbuschung schmälert darüber hinaus das Nahrungsangebot für die in freier Wildbahn lebenden Tiere. Pflanzenfresser ziehen sich aus verbuschten Gebieten zurück, weil sie statt Gräsern und Kräutern nur dornige, trockene Büsche finden. Diese bedecken mit ihren vielen kleinen und eng geflochtenen Zweigen den ganzen Erdboden. In der Folge schwindet die Nahrungsgrundlage für Pflanzen- und Fleischfresser. Beispielsweise ist der Gepard besonders vom Wegfall seiner Beutetiere betroffen. Er zählt zu den am stärksten bedrohten Raubkatzen der Welt. Aber auch Leoparden und Afrikanische Wildhunde verlieren ihre Beute.

Die Viehzucht ist seit Jahrhunderten eine wichtige Einkommensquelle für die Menschen in Namibia. Sie sicherte lange eine hohe Unabhängigkeit von Lebensmittelimporten. Auf den Farmen, die mit 10.000 – 15.000 Hektar nicht selten die Größe einer Stadt wie Kassel erreichen, konnten Viehherden auch während der trockenen Monate noch ausreichend Nahrung finden. Mit der zunehmenden Verbuschung geht nun allerdings viel Weideland verloren. Lange Dürreperioden infolge des Klimawandels tun ihr Übriges, um dem ohnehin trockenen Land noch mehr Wasser zu entziehen. Kleinere Farmen werden zur Aufgabe gezwungen, da sie nicht mehr genug Nahrungsangebot für ihre Herden haben, wenn Dornenbüsche weite Teile ihres Landes bedecken.

Ökosystemleistungen: FSC-Holzkohle stoppt Verbuschung

Die Wirtschaftlichkeit der Farmen nimmt durch die Verbuschung und dem damit verbundenen Landverlust stark ab. Auf der Suche nach alternativen Einkommensquellen spielt FSC-zertifizierte Holzkohle eine wichtige Rolle. Denn im trockenen Klima Namibias wachsen die Büsche unter extremen Bedingungen. Dadurch ist ihr Holz besonders dicht und hart und damit ungeeignet für den Einsatz bei Möbeln oder im Bau. Die energetische Nutzung ist dagegen sehr effektiv: Holzkohle aus Buschholz hat eine besonders hohe Brenndauer, wenig Funkenflug und entwickelt eine optimale Hitze.

Die FSC-zertifizierte Holzkohleproduktion rettet viele Farmen vor der Insolvenz und hilft, das Farmland wieder nutzbar zu machen. 2020 wurde auch in Namibia ein System zur Zertifizierung der FSC- Ökosystemleistung (ÖSL) „Restauration der natürlichen Waldcharakteristiken“ gestartet. Die FSC-ÖSL sind ein Ansatz, um Zahlungen für Leistungen wie Kohlenstoffspeicherung, Biodiversitätsschutz und Schutz der Boden- und Wasserqualität in das Waldmanagement-Schema einzubauen. Die sozialen und ökonomischen Vorteile, die Menschen aus Ökosystemen ziehen, können so geschützt, gefördert und eingepreist werden.

FSC-Standard für ökologische und soziale Nachhaltigkeit in Namibia

FSC ist das weltweit verlässlichste Zertifizierungssystem für eine sozial und ökologisch nachhaltige Waldwirtschaft. Gemeinsam haben sich Umweltorganisationen, Gewerkschaften und Farmer:innen auf einen FSC-Standard für Namibia geeinigt. „Der nationale Standard für Namibia legt einen expliziten Fokus auf Restauration/Wiederherstellung und verbesserte Arbeitsbedingungen“, berichtet Manushka Moodley, ehemalige FSC-Koordinatorin für den südlichen Teil Afrikas. Die Arbeiter:innen leben, dank der Zertifizierung in festen Hütten mit unmittelbarem Zugang zu frischem Trinkwasser und bekommen die bei der Ernte der dornigen Hölzer unverzichtbare Ausrüstung gestellt. Sie erhalten einen Mindestlohn, sind sozialversichert und werden entsprechend der namibischen Naturschutzgesetze und den FSC-Umweltvorschriften geschult.

„Im Rahmen der FSC-Zertifizierung ist unter anderem die Ausdünnung der Büsche vorgesehen. Ziel ist, dass die Ökosystemleistungen durch gute Nachsorge erhalten werden und die Verbuschung nachhaltig zurückgedrängt wird“, erläutert Jackson Hundjou, Manager des Wilddog Conservancy. Wichtig ist, dass die Büsche nach der Behandlung des Landes nicht mehr zurückkommen. Darüber hinaus darf das Ökosystem bei der Buschernte nicht geschädigt und keine Bäume verkohlt werden. Auf dieser Grundlage finden mindestens einmal pro Jahr Kontrollen unabhängiger FSC-Prüfer:innen statt, die den Prüfbericht anschließend im Internet veröffentlichen.

„Durch die FSC-Ökosystemleistungen kann die Bevölkerung die Früchte ihrer intensiven Nachbereitung ernten. Ihr steht mehr offenes Weideland und eine Fülle an Gras und Bäumen zur Verfügung, die wiederum Lebensgrundlage für Tiere sind. Wenn es ihren Herden und Plantagen besser geht, können die Menschen vor Ort auch bessere Preise am Markt erzielen“, so Jackson Hundjou.

Zeichen setzen – FSC-Ökosystemleistungen fördern

Das System der FSC-Ökosystemleistungen sieht ihre Förderung durch sogenannte Waldpartner vor. Das Projekt in Namibia ist noch auf der Suche nach Investoren, die die Farmer vor Ort durch ihren Beitrag dabei unterstützen, das Ökosystem Savanne wiederherzustellen. Denn das Engagement für die entsprechenden Ökosystemleistungen geht mitunter zu Lasten des wirtschaftlichen Ertrags. Deshalb brauchen FSC-Betriebe starke Partner an ihrer Seite, die sie in ihrer Mission für die Erhaltung von Ökosystemen unterstützen und nachhaltige Waldwirtschaft sponsorn.

>> Weitere Informationen zur FSC-Waldpartnerschaft

>> Weitere Informationen zum Namibia-Projekt (englischsprachig)

>> Alle Projekte zu FSC-Ökosystemleistungen im Showroom von FSC International

>> Ansprechpartner für eine Waldpartnerschaft mit Namibia ist die Geschäftsstelle von FSC Deutschland: Herr Djuran Koopmans, Djuran.Koopmans@fsc-deutschland.de