24.05.2023

„Unser Wald speichert mehr als Alexa“

Medienkampagne von Wald und Holz NRW zu Wald, Klima und Forstarbeit

Mit einer medienübergreifenden Kampagne rückt der FSC-zertifizierte Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen die Klima- und Naturschutzleistungen des Waldes sowie der Forstleute in den Fokus. Unter der Überschrift „Da staunste, was!“ werden Menschen mit überraschenden Vergleichen aus dem Alltag auf die Bedeutung des Waldes hingewiesen. Für FSC Deutschland ein vorbildlicher Ansatz der Stakeholderkommunikation.

Es ist Zeit! Zeit zum Staunen. Denn „unser Wald bietet mehr Vielfalt als deine Streamingdienste“, „… hält besser als Manuel Neuer“, nämlich 900.000 Liter Wasser im Waldboden, und „speichert mehr als Alexa“, nämlich jede Menge Kohlenstoff. Mit diesen und weiteren Aussagen Besucherinnen und Besucher des Waldes zum Staunen bringen und damit für seine Belange zu sensibilisieren, ist erklärtes Ziel von Wald und Holz NRW. Ausschlaggebend für diese Kampagne war, dass der Klimawandel für alle sichtbar in den Wäldern angekommen ist. Hitze, Trockenheit und in der Folge der Borkenkäfer haben seit 2018 mehr als ein Drittel der nordrhein-westfälischen Wälder zerstört. „Die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wälder haben nicht nur bei uns Fachleuten zu großen Sorgen geführt, sondern auch bei Menschen, die sonst gar nicht viel mit Wald zu tun haben. Das gesellschaftliche Interesse am Wald war und ist so groß wie nie“, sagt Katja Niewienda, Leiterin der Kommunikationskampagne beim nordrhein-westfälischen Landesbetrieb. Verstärkt durch die Corona-Zeit, in der mehr Menschen als sonst Zeit im Wald verbrachten, sei klar geworden, dass noch viel Informationsbedarf rund um das Thema Wald bestehe. „Wir können dabei nicht von unserem Expertenwissen ausgehen, sondern müssen grundlegend ansetzen und die Besucher und Besucherinnen im Wald in ihrer Lebenswelt abholen“, erklärt Niewienda den Ansatz der „Da staunste, was!“-Kampagne. So bilden sechs verschiedene Vergleiche aus dem bekannten Alltag, gepaart mit Wortspielen und einer Portion Humor, den Türöffner für mehr Verständnis für die Leistungen des Waldes vor der eigenen Haustür. Ausgehend von dieser Grundidee gibt es eine Vielzahl von Kommunikationsmaßnahmen, mit denen Wald und Holz NRW die Klima- und Naturschutzleistungen der Wälder thematisiert: Plakate, Social Media, Internet, Videos, Veranstaltungen, Aktionen, Informationsschilder, Werbemittel und vieles mehr.

Förster:innen – Multitalente im Wald

Im Fokus stehen nicht nur die Leistungen des Waldes, sondern auch die vielfältige Arbeit der Menschen, die in und für ihn arbeiten. „Waldmeister:innen“ werden sie mit einem Augenzwinkern auf der zur Kampagne gehörenden Internetseite genannt. Längst steht bei ihrer Arbeit nicht mehr nur die Holzernte im Vordergrund. Klima- und Naturschutz spielen eine immer wichtigere Rolle. So bringen im Rahmen der Kampagne auch die Förster:innen als „Multitalente“ die Besucher:innen zum Staunen: Sie sind zum Beispiel „Anlagenberater“, die darauf achten, dass der Wald auch in Zukunft leistungsfähig bleibt oder „Altenpfleger“, die altes und totes Holz im Wald belassen. Hinter der humorvollen Aufmachung steckt ein wichtiges Ziel, wie es der Nachhaltigkeitsbericht von Wald und Holz NRW beschreibt: „Damit ihre umfassenden und wertvollen Dienste für den Wald richtig eingeschätzt werden können, ist es dringend geboten, ein Bild vom tatsächlichen Tun der Försterinnen und Förster zu vermitteln. Denn ohne gesellschaftliche Anerkennung ist ein Engagement der Forstleute zum Wohle des Waldes und der Menschen auf Dauer nicht möglich“.

Aktuelle Fragen erkennen

Kommt die Kampagne an bei der Zielgruppe? In der Regel sind Reaktionen auf medienübergreifende Kampagnen selten sofort abruf- und messbar. Über Social Media seien jedoch viele Reaktionen zu vermerken, hier finde ein reger Austausch zwischen den Usern und dem Landesbetrieb statt. Niewienda: „Ein wertvoller Austausch, denn hier bekommen wir ganz direkt ein Gefühl dafür, welche Fragen die Menschen zum Wald bewegen“.

Wie in vielen anderen Landesforstbehörden ist auch im nordrhein-westfälischen Landesbetrieb die Polarisierung von wirtschaftlicher Holznutzung auf der einen und Naturschutz auf der anderen Seite ein großes Thema in der Kommunikation auf Bürger:innen-Ebene. Zu vermitteln, dass sich diese beiden Aspekte im Wald nicht ausschließen, sondern zusammen Teil des Gesamtkonzepts einer nachhaltigen, integrativen Waldbewirtschaftung sind, sei eine zentrale Herausforderung, schildert die Kommunikationsbeauftragte die Lage.

„Es ist schon paradox“, so Niewienda. „Alle wollen Möbel, Spielzeug etc. aus Holz, aber niemand will, dass ein Baum gefällt wird – zumindest nicht in seiner Umgebung.“  Am liebsten solle der Wald sich selbst überlassen und nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. Die multifunktionalen Förster:innen haben hier die wichtige Aufgabe, die verschiedenen Interessen an den Wald zu managen. Niewienda schätzt diese Vermittlerrolle als elementar ein: „Nur was wir kennen und verstehen, können wir achten und fördern.“ Nicht umsonst ist die Kommunikation mit den Wald-Interessengruppen deswegen auch Bestandteil jedes FSC-Standards weltweit. So greift auch der deutsche FSC-Standard diese sogenannte Stakeholderbeteiligung an unterschiedlichen Stellen auf, unter anderem in Prinzip 4, Beziehungen zur lokalen Bevölkerung.

Übersetzungsarbeit leisten

Doch nicht immer stehen beim Waldspaziergang kundige Forstleute zur Seite. Deswegen stellt Wald und Holz NRW Informationstafeln in den Wald, genauer auf kalamitätsbedingten Kahlflächen. Spaziergänger:innen und Wandernde sehen hier im schlimmsten Fall und auf den ersten unkundigen Blick eine kahle Fläche, auf der alles kurz und klein geschlagen wurde. Auch hier bedarf es der Übersetzung. Auf den Tafeln „Hier wächst unsere Zukunft“ lesen Besucher:innen , was auf der Fläche passiert ist, welche Baumarten jetzt von alleine nachwachsen  und welche gezielt dazu gepflanzt werden. So wird aus einem Ort der Verwüstung eine Fläche, auf der ein klimastabiler Wald für die nächste Generation entsteht.

So ist für FSC Deutschland die Kampagne „Da staunste, was!“ ein gutes Beispiel, wie Kommunikation über und im Wald in Deutschland aussehen kann.

Und zum Schluss? Gilt es „erstmal richtig durchzuatmen“, denn „Der Wald in NRW sorgt für frische Luft. 31 Millionen Tonnen Sauerstoff pro Jahr“.

Einen direkten Einstieg ins Staunen bietet die Kampagnen-Internetseite www.waldstaunen.nrw mit vielen spannenden Informationen und interaktiven Quizfragen zum Klima- und Naturschützer Wald.

Autor: FSC Deutschland