Autor: FSC Deutschland | 14.02.2022

Norwegen tritt FSC bei – Verstärkung beim Schutz der Wälder

Norwegen ist dem Forest Stewardship Council (FSC) beigetreten und damit der 30. Netzwerkpartner.

Waldökosysteme und Forstwirtschaft sind ein wesentlicher Bestandteil der norwegischen Kultur. FSC Norwegen wird sich für deren Erhalt einsetzen und die Bemühungen des Landes zum Schutz ihrer einzigartigen Natur stärken.

Norwegen wird auf einer Fläche von 12 Mio. Hektar von Wald bedeckt, das entspricht 33% der gesamten Größe des nördlichsten Land Europas. Entlang der West- und Nordwestküste befinden sich die einzigen borealen Regenwälder in Europa. 25 der 34 einheimischen Wald-baumarten haben ihre nördliche Verbreitungsgrenze in Norwegen. Dabei zählen Fichte (Picea abies) und Waldkiefer (Pinus sylvestris) zu den häufigsten Nadelbaumarten sowie Moorbirke (Betula pubescens) als häufigste Laubbaumart.

Der größte Teil des Waldes befindet sich in Privatbesitz. Dennoch ist das bewaldete Land, ähnlich wie in anderen nordischen Ländern, im Rahmen des Jedermannsrechts für alle zu Erholungszwecken zugänglich. Dieses Recht schließt auch das Beerensammeln und Zelten ein – eine Erklärung dafür, warum das Leben im Freien (oder „friluftsliv“, wie die Norweger es nennen) tief im kulturellen Erbe des Landes verwurzelt ist.

Dialog zwischen Industrie und indigenen Völkern

FSC-Norwegen bringt Fachwissen über erfolgreiche Dialoge und Verhandlungen zwischen Industrie und indigenen Völkern mit ein, da wird sowohl den Nachbarländern als auch dem globalen Netzwerk zugutekommen. Das Volk der Samen, das in den nördlichen Teilen Nor-wegens, Schwedens, Finnlands und auf der Halbinsel Kola in Russland lebt, wird in Entschei-dungen über die Waldbewirtschaftung einbezogen, da die weltweit gültigen FSC-Prinzipien eine Beteiligung der Interessengruppen vorschreiben. So wird auch die Vergrößerung der FSC-zertifizierten Waldfläche unter Berücksichtigung und Einbeziehung der Rechte der indi-genen Völker Norwegens erfolgen. Die Samen leben hier seit Jahrhunderten und verfügen über wertvolles traditionelles Wissen über die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen.

Innovative Holznutzung

Abgesehen davon, dass die Forstwirtschaft in der Tradition und Kultur verwurzelt ist, ist Norwegen für seine intelligente und innovative Nutzung von Holzprodukten bekannt. Ein Beispiel dafür ist das Mjøstårnet, das 2019 zum höchsten Holzgebäude der Welt wurde und etwa 100 km von Oslo entfernt steht. Angesichts des zunehmenden Interesses der Industrie an der Nachhaltigkeit natürlicher Ressourcen und der Tatsache, dass Verbraucher:innen nach echten Verpflichtungen hinter den Produktkennzeichnungen suchen, ist es nun wichtig, ein glaubwürdiges Zertifizierungssystem zur Verfügung zu stellen.

Marianne Groven, Direktorin für Nachhaltigkeit bei Elopak, sagt: „Wir sind stolz darauf, dass sich Norwegen, ein kleines Land mit einem hohen Anteil an Wäldern, nun stärker an den in-ternationalen Diskussionen über die Forstwirtschaft beteiligt. Wir hoffen, dass FSC Norwegen dazu beitragen kann, mehr FSC-zertifizierte Wälder im Land zu fördern.“ Da zwei Drittel der Wälder für die Holzproduktion vorgesehen sind und nur 5 % der Fläche FSC-zertifiziert ist, gibt es hier noch viel Arbeit und Potenzial.

Anders Bjurulf wir Direktor von FSC Norwegen

FSC Norwegen hat bereits Schlüsselbereiche für die Zusammenarbeit mit den anderen FSC-Organisationen in den nordischen Ländern identifiziert und hat klare Vorstellungen davon, welchen Beitrag es bei FSC weltweit leisten möchte. Kjetil Brødsjø, Vorsitzender des Vor-stands, kommentiert: „Wir müssen klein anfangen und die Dienstleistungen, die wir anbieten können, schrittweise ausbauen. Glücklicherweise arbeitet FSC Dänemark bereits seit mehre-ren Jahren in Norwegen, was uns in der kommenden Zeit eine große Unterstützung sein wird.“ Mit dem neu ernannten Direktor von FSC Norwegen, dem promovierten Forstwirt Anders Bjurulf, soll das Team in 2022 weiter ausgebaut werden.

Nationaler Standard für Waldbewirtschaftung

Die verstärkte Präsenz von FSC in Norwegen geht einher mit der baldigen Veröffentlichung eines nationalen Waldbewirtschaftungsstandards, der speziell für Norwegen entwickelt wurde und eine Lösung für einige ökologische und soziale Herausforderungen bietet. Zwar speichern Norwegens Wälder etwa 50 Prozent der jährlichen Kohlendioxidemissionen aus dem Straßenverkehr, doch geschieht dies auf Kosten der Biodiversität. Denn auch in Norwegen wurden in der Vergangenheit heimische Baumarten bei Aufforstungsmaßnahmen wenig berücksichtigt. Ende des 18. Jahrhunderts begann die Anpflanzung großflächiger Fichten-Nutzwälder, die aufgrund Ihrer Wuchsleistung und unkomplizierten Ernteverfahren bevorzugt wurden. Diese Monokulturen entsprechen allerdings nicht der modernen Auffassung von Nachhaltigkeit und Biodiversität. Heute werden in Norwegen wieder zunehmend heimische Arten gepflanzt. Nicht nur, um dem Bedürfnis vieler Norweger nachzugehen und die Kulturlandschaften des Landes zu erhalten, sondern auch weil Norwegen so seinem Ziel näherkommen will, im Jahr 2025 CO2-neutral zu sein.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website von FSC Norwegen.