Autor: FSC Deutschland | 13.04.2022

Klimastabile Baumarten – wohin soll die Reise gehen? FSC Deutschland sitzt bei Forstfachveranstaltung mit auf dem Podium

Vom 31.3.- 02.04.2022 fanden die 6. Thementage des Kuratoriums für Waldarbeit & Forsttechnik (KWF) statt. Während einer Podiumsdiskussion zu Waldumbau und Wiederbewaldung vertrat Vorstandsmitglied Elmar Stertenbrink die Position von FSC Deutschland. Mit auf dem Podium saßen außerdem Prof. Dr. Andreas W. Bitter (PEFC), Ulrich Dohle (BDF) sowie Bernd Flechsig (SMEKUL). Die Moderation lag in den Händen von Bernd Heinrich (KWF).

„Wald der Zukunft – jetzt gestalten“ lautete die Überschrift für die dreitägige Veranstaltung in Jessen, Sachsen-Anhalt. Auch die Podiumsdiskussion am 1. April widmete sich diesem Thema, speziell dem Waldumbau und der Wiederbewaldung mit klimastabilen Baumarten aus Sicht der Waldmanagement-Zertifizierung. Wohin soll die Reise gehen, lautete die Eingangsfrage, die während eineinhalb Stunden zu einer Vielzahl angesprochener Themen führte. Doch Ulrich Dohle vom Bund Deutscher Forstleute reagierte zunächst mit einer Gegenfrage: „Wer soll das eigentlich alles machen?“ Das Thünen-Institut halte eine Vervierfachung der Flächenleistung beim Waldumbau auf 95.000 Hektar pro Jahr für erforderlich.

Wer soll die Arbeit leisten?
Dabei werde viel über die Finanzierung geredet, aber kaum über das erforderliche Fachpersonal. Das Problem liege darin, dass in den vergangenen 30 Jahren über 50% der Forstpersonalstellen abgebaut worden seien. Diese fehlten nun. Sein Standpunkt lag deswegen klar in der Forderung nach mehr Personal im Wald. Personal, das für verschiedenste Tätigkeiten gebraucht werde, denn Einigkeit auf dem Podium herrschte darin, dass Waldumbau nicht im Sinne eines Entweder-oder, sondern eines Sowohl-als-auch durchgeführt werden müsse. Also sowohl durch Pflanzung als auch Verjüngung, als auch Aussaat.

Kontroverse: was bedeutet Mischwald?
Die Expertenwelt ist sich einig, dass der Wald der Zukunft eines Umbaus hin zum Mischwald bedarf. Das Podium war sich indes uneins darüber, wie ein solcher Mischwald auszusehen habe. „Eine sehr große Frage macht sich fest an der Baumartenwahl“, so Elmar Stertenbrink. FSC rücke hier die heimische und die standortgerechte Bestockung in den Fokus. Er betonte dabei auch den Prozess der FSC-Entscheidungsfindung im drei-Kammersystem und damit den Konsens der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ansprüche im FSC-Wald. Stertenbrink sprach in diesem Zusammenhang auch von „Monokulturen“ anderer Forstmanagement-Systeme, die gerade mit Blick auf die Ökosystemleistungen des Waldes einen „Minusbestand“ beschreiben. Es sei nun an der Zeit, einen Mischwald von etwa fünf Baumarten je Waldgebiet zu etablieren, der dabei nicht nur als „Feigenblatt“ zehn Prozent der Bestockung ausmache, sondern maßgeblich vorherrsche, um Ausfälle durch Trockenheit oder Krankheit ausgleichen zu können. Man könne nicht von Mischwald sprechen, weil man neben dem Fichtenreinbestand auch die Holunderbüsche am Wegesrand mitgezählt hat.

Jetzt schon mit dem Unterbau beginnen
Für Dissonanz auf dem Podium sorgte auch das Thema der Eingriffsstärke. Der Aufbau einer Vorratsmenge des Waldes mit Hilfe der Forsteinrichtung sei im Sinne der Kohlenstoffbindung ein entscheidender Baustein für die Wälder der Zukunft, so Stertenbrink. Er betonte die Notwendigkeit, jetzt schon – wo noch möglich – mit dem Unterbau im Wald zu beginnen. Denn Jungpflanzen auf brachliegenden Flächen hätten nicht nur mit Trockenheit, sondern auch mit Starkregenereignissen zu kämpfen. An dieser Stelle verwies Ulrich Dohle nochmals auf den Personalmangel. Ein Fakt, den Elmar Stertenbrink gerade als Vorstandsmitglied der FSC-Sozialkammer unterstützte, die Ambitionen seien an dieser Stelle groß: „Im Rahmen eines zukünftigen FSC-Revisionsprozesses wird es es mit Sicherheit nochmal mehr um die Stellenbesetzung unserer Betriebe je Hektar gehen müssen“, das setzte der vielschichtige Wald, den man entstehen lassen wolle voraus. Von anderer Seite wurde dieser Punkt jedoch mit Hinweis auf den möglichen Einsatz von Maschinen abgewiesen.
Letztlich ging der Blick mit Stichwort Forstgesetz auch nach Berlin, dort müssten Vorgaben definiert werden, die die Waldstandorte sichern.