28.04.2023

FSC-Waldstandard schützt Rechte von Arbeitnehmenden

Am Tag der Arbeit organisieren Gewerkschaften traditionell Großdemonstrationen für faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. In der Forstwirtschaft und der nachgestellten Produktkette stellt der FSC-Standard bereits ein Instrument dar, diese Arbeitsbedingungen sozial gerecht umzusetzen. In vielen Bereichen gehen die FSC-Richtlinien sogar über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Verbesserungen im Zuge der Zertifizierung konnten im Rahmen einer Studie in Deutschland nachgewiesen werden.

Mit einem Anteil von 13 Prozent an der Gesamtwaldfläche sind circa 1,4 Millionen Hektar Waldfläche in Deutschland FSC-zertifiziert. In diesen Wäldern gelten Standards, die im Dialog zwischen Vertreterinnen und Vertretern wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Interessen demokratisch entwickelt worden sind. Denn, „die Wälder dieser Welt können nur im Sinne der gesellschaftlichen Verantwortung der Menschheit für dieses Ökosystem bewirtschaftet werden“, unterstreicht Elmar Stertenbrink, Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Sozialkammer bei FSC Deutschland die Grundhaltung der Organisation. So definiert der Standard neben einer umweltverträglicheren Bewirtschaftung auch strenge Vorgaben im Sicherheits- und Sozialbereich. Prinzip 2 legt fest, dass der Forstbetrieb die soziale und wirtschaftliche Situation seiner Beschäftigten erhält oder verbessert. Besonderen Schutz genießt das Gewerkschaftsrecht und die Verbindlichkeit von Tarifverhandlungen. Nicht tarifgebundene FSC-zertifizierte Forstbetriebe entlohnen ihre Beschäftigten mindestens nach dem mit der Tarifgemeinschaft Deutscher Länder für den Forstbereich vereinbarten Lohntarifvertrag.

Weniger Unfälle, mehr Schulungen
„FSC garantiert Arbeitsplätze im Ökosystem Wald. Sicherheit, Fachkenntnis und Weiterbildung sind feste Bestandteile langfristiger Beschäftigung“, erläutert Elmar Stertenbrink diese Vorgaben. FSC-zertifizierte Forstbetriebe müssen etwa sicherstellen, dass Unfallverhütungsmaßnahmen und Vorkehrungen zur Arbeitssicherheit getroffen und eingehalten werden. Dass die Vorgaben aus der Theorie in der Praxis auch tatsächlich Wirkung haben, zeigt die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderte FSC-Wirkungsstudie: Bei 91 Prozent der in der Studie befragten Forstbetriebe in Deutschland nahm die Zahl der Arbeitsunfälle im Vergleich zum Zeitraum vor der Zertifizierung ab. In fast der Hälfte der Betriebe hat die FSC-Zertifizierung dazu geführt, dass vermehrt Motorsägen-Prüfungen gemäß dem europaweit einheitlichen Standard zur Überprüfung von Kenntnissen und Fertigkeiten für Arbeiten mit der Motorsäge absolviert wurden. FSC-zertifizierte Forstbetriebe in Deutschland müssen nachweisen, dass Arbeiten mit der Motorsäge nur von Personal mit ECC-Zusatzqualifikation oder von ausgebildeten Forstwirt:innen verrichtet werden. Aber auch Schulungen zu Rettungsketten, Versicherungspflichten und Gesundheitsrisiken sind im FSC-Standard vorgesehen, genauso wie Möglichkeiten, sich beruflich und waldbaulich fortbilden zu können.

Weltweit sozialer Mehrwert mit FSC
In allen FSC-Betrieben weltweit gelten zudem die ILO-Kernarbeitsnormen. Diese sind ein weiteres Instrument, um die Rechte der Arbeitnehmer:innen in allen FSC-zertifizierten Betrieben besser zu schützen. Die Einhaltung sozialer Mindeststandards wie das Verbot von Kinderarbeit, die Beseitigung von Zwangsarbeiten und die Wahrung der Vereinigungsfreiheit wird in den jährlichen Audits nachgewiesen. Ein großes Plus, so Elmar Seizinger, Leiter des Waldbereichs bei FSC Deutschland:

„Für viele Forstbetriebe und Stakeholder ist bei der Beurteilung einer Zertifizierung ent-scheidend, inwieweit die Vorgaben einen Mehrwert gegenüber konventioneller Forstwirtschaft Grundlage liefern. FSC hat nicht nur die stärksten Umweltstandards, sondern bietet den Beschäftigten nachweislich auch einen großen sozialen Vorteil.“ Abgeleitet von den ILO-Kernarbeitsnormen wurden 2022 die FSC-Kernarbeitsnormen auch in den FSC-Standard für die Produktkette mit aufgenommen.

Der FSC-Standard ist somit ein vielseitiges Instrument, das nicht nur für wirksamen Waldschutz steht, sondern die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine faire Entlohnung der Arbeiter:innen im Blick hat – und das weltweit.