7 Dez, 2023

Bodenschutz im Wirtschaftswald

FSC-Walddialoge vom 18./19. Oktober 2023

Die FSC-Walddialoge bieten eine Plattform für Information und konstruktiven Diskurs zu zentralen Themen des verantwortungsvollen Waldmanagements. Die Veranstaltungsreihe ist Teil des Projekts „FSC Walddialoge für das Waldmanagement der Zukunft“, gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Das Format spricht unterschiedliche Interessensgruppen im Handlungsfeld Wald, insbesondere dem bewirtschafteten Wald, an. Dazu zählen Akteure wie Umweltverbände, Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft, Waldbewirtschaftende, Hochschulen, Forschungsinstitutionen und andere Organisationen mit sozialen Interessen wie Gewerkschaften. Auf Grundlage von Vorträgen ausgewählter sachkundiger in relevanten Themengebieten wird, im Rahmen moderierter Diskussionen, Raum für Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie offene Debatten geschaffen.

In einem zweitägigen Format trafen sich rund 55 Waldbesitzende, Forstbetriebsvertreter:innen, Wissenschaftler:innen sowie Akteure aus dem Umweltschutz. Sie diskutierten mit Expert:innen sowie Waldbewirtschaftenden über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zum Bodenschutz in bewirtschafteten Wäldern. Im Rahmen einer Fachtagung am 18. Oktober 2023 im Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. in Finsterwalde wurde zu folgenden Themen referiert:

  • „Bodenschutz im deutschen FSC-Standard“ von Elmar Seizinger (FSC Deutschland)
  • „Physikalischer Bodenschutz im Wirtschaftswald“ von Prof. Dr. Thorsten Gaertig (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen)
  • „Einfluss auf die Nährstoffnachhaltigkeit – Waldmanagement neu ausrichten“ von Dr. Martin Greve (Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz)
  • „Praxisversuche zur Befahrung sensibler Waldstandorte mit der Fäll- und Rückeraupe Moritz Fr50“ von Dr. Raul Köhler (Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften Finsterwalde)
  • „Angewandter Boden-, Biotop- und Artenschutz im FSC-Privatwald“ von Michael Duhr (Privatwaldbesitzer in Brandenburg)
  • „Pferde im Einsatz: Praxiserfahrung aus Rheinland-Pfalz“ von Bernhard Frauenberger (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz).

Im Anschluss an Fachvorträge aus Wissenschaft und Praxis diskutierten die Referenten untereinander und mit dem Publikum. „Die Vorträge zur Nährstoffnachhaltigkeit und zur Gesundheit von Waldökosystemen sollten von FSC Deutschland als Anstoß für weitere Diskussionen um die waldverträgliche Intensität von Bewirtschaftungsmaßnahmen wahrgenommen werden.“, so Teilnehmer Dirk Riestenpatt von den Berliner Forsten. Moderiert wurde die Fachtagung von Prof. Dr. Spathelf von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

Am 19. Oktober 2023 fand eine Präsentation von Andrea Hauck (KWF) zu den forsttechnischen Entwicklungen und eine Waldbegehung mit Demonstrationen zu Praktiken in Rückebetrieb und Waldumbau auf Flächen des Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) statt. Interessante Eindrücke lieferten der LFB und die Interessensgemeinschaft Zugpferde e.V. (IGZ). Eine Zusammenfassung der Vorträge sowie der Exkursion und Handlungsempfehlungen finden Sie unter diesem Link.

Für ein zukunftsorientiertes Waldmanagement gilt es, Konflikte und Gemeinsamkeiten zwischen den Stakeholdern zu identifizieren und Kompromisse in der Umsetzung waldbaulicher Maßnahmen zu finden. Kompromisslos müssen jedoch die ökologischen Grenzen dafür sein. Der FSC-Standard ist ein komplexes und gleichzeitig präzises Werkzeug zur Umsetzung und Beurteilung nachhaltigen Waldmanagements. „Das Thema Bodenschutz im Wirtschaftswald wird derzeit zu wenig diskutiert. Dabei geht es nicht nur um bodenphysikalische Eigenschaften und damit um die Fähigkeit der Böden Wasser aufzunehmen, Wurzelraum zu erhalten, Kohlenstoff zu speichern, Nährstoffe zu binden usw., sondern auch den Arbeitsschutz und Fragen der Wirtschaftlichkeit und Stabilisierung der Waldökoystemen in Zeiten des Klimawandels“, fasst Seizinger die Veranstaltung zusammen.

 

Julia Springmann