Autor: FSC Deutschland | 03.03.2023

Stellungnahme zu Medienberichten von ICIJ

Stellungnahme des Forest Stewardship Council (FSC) zu den jüngsten Recherchen des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) unter dem Titel Deforestation INC.

Bonn, 03. März 2023 − Seit fast drei Jahrzehnten setzt sich FSC für einen ganzheitlichen Ansatz zur verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung ein. Umweltschützer, indigene Völker, Unternehmen, Arbeitnehmer und andere Akteure wirken aktiv an der Festlegung von FSC-Richtlinien und Standards mit. Sie vereint das Ziel, die wertvollen Ökosysteme im Wald zu erhalten.

Die Sorge um die weltweite Entwaldung stand von Anfang an im Mittelpunkt der Arbeit des FSC. FSC wurde durch eine engagierte Gruppe von Umweltschützern, Unternehmen und indigenen Gruppen gegründet, um ein neues, marktbasiertes Konzept zur Verbesserung der weltweiten Forstwirtschaft zu entwickeln. Dies war eine gemeinsame Reaktion, nachdem auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro 1992 kein Abkommen zum Stopp der Entwaldung erzielt werden konnte.

Seitdem hat FSC wesentlich dazu beigetragen, dass sich zertifizierte Unternehmen an die strengen Normen und Richtlinien zur Verhinderung von Entwaldung halten. FSC hat Sofortmaßnahmen gegen zertifizierte Unternehmen ergriffen, die Entwaldung verursacht oder daran mitgewirkt haben. Dies waren unter anderem Maßnahmen, wie die Aussetzung und Kündigung von Zertifikaten oder der Ausschluss von Unternehmensgruppen aus dem FSC-System. FSC ist daher ein wirksames Instrument zur Umsetzung strenger Standards im Wald. Diese Standards haben bewiesen, dass sie die Grundlage sind für langfristige Lösungen zur Bekämpfung der Abholzung in Nutzwäldern, Naturwäldern und Schutzgebieten.

Kein System, dass auf Veränderungen in einem realen, alltäglichen, komplexen Umfeld abzielt, wird jemals hundertprozentige Perfektion erreichen. FSC begrüßt daher Kritik und nimmt sie als Chance wahr, um davon zu lernen und daran zu wachsen. Wir verstehen und respektieren die zentrale Rolle der Medien bei der Kontrolle und Nachbesserung von gesellschaftlichen Prozessen, staatlichem Handeln und wirtschaftlichen Aktivitäten. Wir sehen öffentliche Kritik in diesem Zusammenhang als wichtiges Instrument und werden den ICIJ-Bericht als Grundlage für weitere Verbesserungen unseres Systems nutzen. Deshalb hat und wird FSC auch künftig offen mit Medienvertretern zusammenarbeiten.

Eine international größere Aufmerksamkeit für die Themen Entwaldung und illegaler Handel mit Waldprodukten ist aus Sicht von FSC Deutschland grundsätzlich zu begrüßen. Nur wenn das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wald und seinen Produkten in vielen Gesellschaften auf der Welt wächst, können die Probleme im Wald für Natur und Menschen auch langfristig gelöst werden. FSC Deutschland ist davon überzeugt, dass angesichts der Herausforderungen, die es im Kontext von Wald, Waldbewirtschaftung und Produkten aus dem Wald gibt, Lösungen nur im Zuge eines langfristigen Dialogs und Interessenausgleichs zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ansprüchen geben kann.

FSC ist sich bewusst, dass das Beenden von Entwaldung eine große globale Herausforderung ist. Die durch Zertifizierung ergriffenen Maßnahmen sind nur dann wirksam, wenn sie von allen Akteuren entlang der gesamten Lieferkette umgesetzt werden und in allen Gesetzen und Verwaltungssystemen verankert sind. Wir sind fest davon überzeugt, dass freiwillige Initiativen und staatliche Regulierungsmaßnahmen nur im Zusammenspiel effektiv wirken können, um positive Ergebnisse für die Wälder der Welt erzielen zu können.

Bei vielen der in der ICIJ-Recherche angesprochenen Punkte handelt es sich um pauschale Aussagen, bei denen leider nicht klar zwischen den aufgeworfenen Fragen und Fällen und den spezifischen Reaktionen von FSC unterschieden wird. Daher möchten wir einige Punkte und falsche Darstellungen aus der Berichterstattung aus unserer Sicht einordnen und die Maßnahmen erläutern, die FSC zu deren Behebung unternommen hat.

Arbeit der Zertifizierungsstellen

FSC hat ein Zertifizierungssystem geschaffen, welches auf die Unterstützung und Beteiligung verschiedener Akteure vor Ort angewiesen ist. Indem diese Menschen und Organisationen ihre Unabhängigkeit und Integrität wahren, wird letztendlich die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder weltweit möglich.

Zertifizierungsstellen (engl. Certifikation Bodies, kurz CBs) sind für die unabhängige Überprüfung der FSC-zertifizierten Betriebe verantwortlich. Diese Zertifizierungsstellen werden von unserem Partner, der in Bonn ansässigen Assurance Services International (ASI), nach FSC-Standards akkreditiert. Sie müssen die normativen Anforderungen von ASI erfüllen und einen verbindlichen Verifizierungsprozess durchlaufen. Die Informationen dazu sind auf der Website von ASI öffentlich zugänglich. Anstatt sich auf mehrere nationale Akkreditierungsstellen zu verlassen, kommt bei FSC nur eine einzige zum Einsatz, ASI. Dadurch gewährleistet FSC globale Einheitlichkeit und ist in der Lage, konsequent gegen Schwachstellen in der Arbeitsweise internationaler Zertifizierungsorganisationen vorzugehen.

ASI evaluiert jeden akkreditierten CB im Jahresrhythmus. Nach Eingang einer Beschwerde oder der Kenntnisnahme eines anderen Vorfalls, kann ASI angekündigt oder unangekündigt Überprüfungen durchführen. Wenn ein CB dabei den Standard nicht einhält, kann ASI diese suspendieren. Für weitere Informationen über die Überprüfung von CBs klicken Sie bitte hier.

ASI und FSC werden die in dem jüngsten Medienbericht erhobenen Vorwürfe gegen die Arbeitsweise der Zertifizierungsstellen prüfen. Um alle Korruptionsvorwürfe zu untersuchen und letztendlich zu verhindern, kann jeder Stakeholder seine Bedenken im Rahmen des FSC-Beschwerdeverfahrens unter https://connect.fsc.org/complaints vorbringen.

Darüber hinaus gibt es im FSC-System strenge Regeln für das Verhältnis zwischen CBs und Zertifikatsinhabern. Die Unparteilichkeit wird in den einschlägigen FSC-Anforderungen ausführlich behandelt. Diese wurden weitgehend von der Internationalen Normungsorganisation (ISO) übernommen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Teakholz-Lieferketten

Es gibt keine FSC-zertifizierten Wälder in Myanmar und daher auch kein FSC-Teakholz von dort. FSC-zertifiziertes Teakholz kann jedoch aus anderen Ländern stammen. FSC ist sich bewusst, dass einige Zertifikatsinhaber sowohl mit zertifizierten als auch mit nicht zertifizierten Teakholzprodukten handeln. Derzeit läuft einTransaktionsverifizierungsverfahren, dass sich mit der globalen FSC-zertifizierten Teakholz-Lieferkette befasst. FSC wird seine Ergebnisse veröffentlichen, sobald ASI seine Untersuchungen abgeschlossen hat.

Die strengen und transparenten Standards von FSC verhindern, dass illegales Holz Teil der FSC-Lieferkette wird. In unseren Standards gibt es klare Regelungen, die für Holz aus Risikogebieten oder Konfliktregionen gelten. Bei Controlled Wood ist dies beispielsweise mit dem Schutz der traditionellen Nutzung und der Einhaltung der Menschenrechte fest verankert. Der Forstsektor darf darin nicht mit gewaltsamen und bewaffneten Konflikten in Verbindung gebracht werden. In den Standards für die Produktkette (Chain of Custody (CoC)) und die Waldbewirtschaftung sind Legalität von Holz und die Einhaltung der Gesetze Grundvoraussetzung für jede Zertifizierung.

Im Rahmen der laufenden FSC-Untersuchung der Teakholz-Lieferketten nehmen wir gerne Informationen und Beweise über Zertifikatsinhaber entgegen, die illegal mit Teakholz handeln, insbesondere aus Hochrisikoländern wie Myanmar. Diesen Hinweisen werden wir nachgehen und entsprechend Untersuchungen einleiten.

Unternehmen in Brasilien

Die Untersuchungen der brasilianischen Behörde IBAMA, Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis, wurden FSC bisher nicht vorgelegt. Wenn es Lücken in den aktuellen FSC-Standards in Brasilien gibt, dann wird FSC entsprechende Schritte einleiten, um diese zu schließen. Wie viele der FSC-Regeln können auch diese normativen Richtlinien und Verfahren im Laufe der Zeit geändert werden, um eine Anpassung an die nationalen Gesetze zu gewährleisten. Brasilien verfügt über Vorschriften für die Zertifizierung von Forstbetrieben, die in Übereinstimmung mit den Normen von FSC für die Entwicklung und Überarbeitung von Forest Stewardship Standards entwickelt wurden.

Möglichkeit der Rückverfolgung

FSC nutzt wissenschaftlich fundierte Technologien und Innovationen, um die Rückverfolgbarkeit in seinen Lieferketten zu verbessern und hat bereits eine Reihe von Pilotprojekten gestartet, um sein Chain-of-Custody-System (Produktkette) zu stärken und eine bessere Rückverfolgung entlang der Lieferketten zu gewährleisten.

  • Einer der bedeutendsten Trends bei der Rückverfolgung in der Holzlieferkette ist der Einsatz von Blockchain-Systemen, die das Potenzial haben, Verfahren in der Lieferkette zu optimieren und die Rückverfolgbarkeit zu verbessern. FSC arbeitet an der Einführung von Technologien wie Blockchain, um die Integrität seiner Lieferkette durch Echtzeitüberwachung von Transaktionen mit FSC-Aussagen und FSC-Produkten zu sichern.
  • Eine weitere Maßnahme ist die Verwendung von wissenschaftlich fundierten Tests, die FSC mit Holzidentifizierungstechniken (Wood ID) einsetzt. FSC arbeitet daran, den illegalen Holzeinschlag zu stoppen und sicherzustellen, dass das verwendete Holz in den Lieferketten von FSC-zertifizierten Produkten aus legalen Quellen stammt. Aus diesem Grund beteiligt sich FSC am WorldForestID-Projekt, mit dem die weltweit größte Datenbank mit georeferenzierten Holzproben aus allen Regionen der Welt aufgebaut werden soll. Im Zentrum stehen dabei Holzarten, bei denen ein erhöhtes Risiko für illegalen Einschlag erkannt wurde. Diese Datenbank wird in Fällen helfen, in denen eine Holzidentifizierung erforderlich ist, um Sicherheit bezüglich der Herkunft zu bekommen.
  • Bei FSC verwenden wir sowohl Satellitenbilder als auch GIS-Karten (Geographic Information System), um Daten zu sammeln, die den Nachweis der Waldbewirtschaftungs- und Erhaltungspraktiken von Organisationen liefern. Eines der innovativen Tools, die FSC entwickelt hat, um Auditoren (CBs) in Forstbetrieben bei der Inspektion von zertifizierten Wäldern zu unterstützen, ist das FSC GIS Portal. Dies ist eine neue Web-Mapping-Anwendung, die es FSC-Kontrolleur:innen auf der ganzen Welt ermöglicht, auf relevante Geoinformationen zu den jeweiligen Waldgebieten zuzugreifen.