01.12.2022

Gemeinsam zu mehr Nachhaltigkeit in der Möbelbranche

FSC bietet Plattform für Austausch und Information

105 Vertreter von Handel, Industrie, Medien, Verbands- und Zuliefererseite der Möbelbranche nahmen am 21. November 2022 am FSC-Webinar für die Einrichtungswelt teil. Ziel der Veranstaltung war, die Branche in herausfordernden Zeiten zu unterstützen, wichtige Einblicke und Erfahrungsberichte aus der Praxis zu geben, voneinander zu lernen und der gemeinsamen Mission „Wälder Für Immer Für Alle“ nachzukommen.

Chancen und Herausforderungen

Die Möbel-Branche befindet sich derzeit im Spannungsfeld zwischen Inflation, Materialknappheit – bedingt u.a. durch den Krieg in der Ukraine – und Nachhaltigkeitsanforderungen. Jan Kurth, Hauptgeschäftsführer beim Verband der deutschen Möbelindustrie eV., betonte in seinem Vortrag die aktuellen Herausforderungen aber auch Chancen der Möbelindustrie. Für Deutschland sei für 2023 eine Rezession vorausgesagt. Stimmungsindikatoren in Bezug auf Einkommen seien so negativ wie in den letzten 20 Jahren nicht. Konsumklima und Anschaffungsneigung gehen laut Kurth deutlich abwärts. Entsprechend einer ifo Konjunkturumfrage geben 80 % der Möbelhändler im dritten Quartal 2022 eine niedrigere Kundenfrequenz an und seit Sommer sind deutliche Rückgänge zu beklagen. Damit liegt die Möbelbranche im Einzelhandel an der Spitze dieser traurigen Bilanz. Erzeugerpreise steigen dabei signifikant. „Die Erwartungen dürfen jedoch nicht mit der Corona-Zeit verglichen werden, in der intensiv in das Wohlfühlen im Eigenheim investiert wurde“, so Kurth.

Beschaffung und Verfügbarkeit – im Zeichen der Kreislaufwirtschaft

Vor diesem Hintergrund ändere sich laut Kurth auch die Beschaffung. 60 % der befragten Möbelunternehmen geben gemäß einer zitierten Studie an, dass sie ihre Beschaffung in der derzeitigen Situation diversifizieren würden. Der Trend geht dabei klar hin zu regionaler, nationaler oder auch europäischer Beschaffung. Gleichzeitig stehe aber die Bedeutung von Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit bei deutschen Möbelunternehmen ungebrochen im Fokus. Einerseits aufgrund der Klimasituation, andererseits aber auch aufgrund verstärkter Regelungen auf EU-Ebene und Berichtspflichten im Bereich CSR.

Im Zusammenhang mit Verfügbarkeit und Einsatz von Holzwerkstoffen appellierte Kurth an die Möbelindustrie, sich gemeinsam für mehr Verfügbarkeit von Altholz einzusetzen. Derzeit laufe so viel Material in die energetische Verwertung, dass kaum etwas für die Möbelbranche übrig bleibe. Beim Verband arbeite man an Lösungsansätzen wie Rücknahmesystemen für Altmöbel – ein Thema, das wirtschaftlich aber auch aus Ressourcen- und Nachhaltigkeitssicht relevant ist. Mittelfristig sieht der Verbandsgeschäftsführer das Thema Nachhaltigkeit, das natürlich auch mit einigen Kapazitäten und Aufwand verbunden ist, als Vorteil für die deutsche Möbelindustrie, da sie sich mit kurzen Lieferwegen abgrenzen könne.

Entwicklung nationaler und internationaler Wertschöpfungsketten

Anastasiia Kraskovska, Expertin für Möbel-Wertschöpfungsketten bei FSC International, stellte in ihrem Vortrag „FSC-Lieferketten in einer neuen Welt“ vor, wie FSC an der Entwicklung nationaler und internationaler Wertschöpfungsketten im Möbelsektor arbeitet. Der Möbelsektor ist für FSC von besonderer Bedeutung, da er 19 % der COC-Zertifikate weltweit ausmacht (10.169 Zertifikate, Stand: 25. November 2022). Der Fokus liegt dabei auf Europa mit fast 50 % der Zertifikate aus diesem Bereich.  Nach Polen, Italien, den Niederlanden und Großbritannien liegt hier Deutschland auf Platz 5 mit 317 Innen- und 241 Außenmöbelzertifikaten.

Drei Pfeiler der FSC-Marktentwicklung
Anastasiia Kraskovska zufolge baut der FSC seine Marktentwicklungsaktivitäten aus, einschließlich der Möbelmärkte, und konzentriert sich dabei auf drei Hauptpfeiler:

  1. die Sicherstellung einer größeren Anerkennung des FSC-Siegels,
  2. die Steigerung der FSC-Akzeptanz auf den Märkten weltweit durch verschiedene Lieferkettenprojekte und Kooperationen sowie die Entwicklung von Angebot und Nachfrage,
  3. die Förderung von Innovationen durch neue Technologien wie Blockchain, neue Produkte wie Ökosystemdienstleistungen und neue Geschäftsmodelle.

„Der globale Holzmarkt befindet sich aufgrund der Pandemie, des Krieges in der Ukraine und der Energiekrise in einem ständigen Umbruch. Einige Holzarten und damit verbundene Produkte, die früher aus Russland importiert wurden, wie Birkensperrholz, werden nun zunehmend aus anderen europäischen Ländern wie Lettland, Finnland und Polen eingeführt“, so Kraskovska. „Angesichts der ständigen Herausforderungen des Marktes müssen wir gemeinsam daran arbeiten, die zertifizierte Waldfläche in Europa zu vergrößern, um den Versorgungsbedarf zu decken und Engpässe in der Lieferkette zu beseitigen“, appellierte die FSC-Möbelexpertin und forderte die Unternehmen auf, ihren Bedarf an FSC-zertifiziertem Material proaktiv an Lieferanten und Waldbesitzende zu kommunizieren.

Best Practice und Erfahrungsberichte

TREND Einrichtungs-GmbH
Anschließend stellte das Ehepaar Heydler seine beeindruckende Nachhaltigkeits-Strategie der TREND Einrichtungs-GmbH vor. Ursprünglich entschied sich das Unternehmen 2009 aufgrund eines Auftrags des WWFs für eine FSC-Zertifizierung. Inzwischen ist die FSC-Zertifizierung ein wichtiger Bestandteil der Strategie.

„Für unsere Massivholzmöbel verwenden wir ausschließlich Massivholz aus europäischen FSC-zertifizierten Wäldern. Bei den Beschlägen achten wir auf hohe Qualität mit möglichst wenig Kunststoff. Wir beschichten unsere Oberflächen mit Hartöl, das nur natürliche Inhaltsstoffe enthält. Wir verwenden Verpackungen aus recyceltem Karton und reduzieren die Menge an Verpackungsmaterial so weit wie möglich. Der Strom, den wir verwenden, stammt aus erneuerbaren Energiequellen“, so Johannes Heydler.

Auf diese Präsentation folgte ein Austausch unter den Anwesenden zum Thema Beschaffungsprobleme in einzelnen Bereichen wie etwa FSC-zertifizierten Sperrholz- und Massivholzplatten.

XXX Lutz Group
Zum Abschluss stand ein Erfahrungsbericht von Hilde Dorninger auf dem Programm. Sie ist Verantwortliche für die Umsetzung der Europäischen Holzhandelsverordnung (EUTR) bei XXX Lutz Group. Bei Produkten, die der EUTR unterliegen, ist die FSC-Zertifizierung ein wesentlicher Baustein zur Risikominimierung für das Unternehmen. Auch wenn eine FSC-Zertifizierung keine „green lane“ für die EUTR darstellt, so ist diese laut Dorninger ein wichtiges Tool bei der Umsetzung der Anforderungen. „FSC bildet als Branchenstandard den Grundstein für nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Forstwirtschaft. Im Rahmen unserer Sorgfaltsplicht nutzen wir das bereits vorhandene Prüfsystem zusätzlich zur vollständigen Dokumentation der Lieferketten“, betonte Dorninger. Außerdem seien nach ihrer Erfahrung FSC-zertifizierte Unternehmen von Audits gewohnt, alle Dokumente bereits vorliegen zu haben, was zu einer leichteren Beschaffung von Unterlagen für vollständige Lieferketten für alle Holzmaterialen vom Dübel bis zur Dekorfolie usw. führe.

Auch und vor allem in schwierigen Importländern, wie der Ukraine, arbeitet XXX Lutz ausschließlich mit FSC-zertifizierten Unternehmen. Zusätzlich werden die FSC-zertifizierten Lieferketten in Bezug auf den herausfordernden Markt in der Ukraine vollständig dokumentiert sowie Waldfälltickets und Transportdokumente genauestens kontrolliert, um das Risiko von illegalem Holzeinschlag zu mindern.

Autor: FSC Deutschland/Österreich