Autor: FSC Deutschland | 30.03.2022

FSC und die EU-Regeln für erneuerbare Energien

Der FSC hat der EU-Kommission drei Empfehlungen zur Überarbeitung der REDII-Richtlinie vorgelegt, insbesondere zur Sicherstellung der Beschaffung von holzartiger Biomasse im Einklang mit den Nachhaltigkeitsgrenzen

Kontext und Ziele der EU-Initiative
Der Energiesektor ist für mehr als 75 Prozent der Treibhausgasemissionen (THG) in der EU verantwortlich. Erneuerbare Energien spielen eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels, indem sie die Abhängigkeit der EU von importierten fossilen Brennstoffen verringern.
Im Rahmen des Europäischen Green Deals hat sich die EU-Kommission verpflichtet, die Treibhausgasemissionen der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren – und schließlich bis 2050 klimaneutral zu werden. In diesem Rahmen hat die EU-Kommission eine Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDII) vorgeschlagen, um sie an die gestiegenen Klimaschutzziele der EU anzupassen.

Die EU-Richtlinie über erneuerbare Energien
Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie bildet den rechtlichen Rahmen für die Entwicklung der erneuerbaren Energien in der EU. Die erste Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) trat 2009 in Kraft und setzte das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am EU-Energiemix bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Im Jahr 2018 trat die neugefasste Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDII) in Kraft und setzte ein neues verbindliches Ziel von 32 Prozent erneuerbarer Energien im EU-Energiemix bis 2030, das wahrscheinlich noch weiter erhöht werden wird.

Die REDII-Nachhaltigkeitskriterien und die Rolle der freiwilligen Systeme
Die RED II legt eine Reihe von Nachhaltigkeits- und Treibhausgasemissionskriterien fest, die Betreiber erfüllen müssen, um auf das Gesamtziel von 32 Prozent angerechnet zu werden und für eine finanzielle Unterstützung durch öffentliche Stellen in Frage zu kommen. Einige dieser Kriterien sind dieselben wie in der ursprünglichen RED, während andere neu oder umformuliert sind.
Freiwillige und nationale Zertifizierungssysteme der EU-Länder helfen den Betreibern zu überprüfen, ob die aus Biokraftstoff (flüssiger Biobrennstoff und/oder Biomasse) erzeugte Energie nachhaltig erzeugt und bezogen wurde. Durch die Nutzung von Systemen, die von der Europäischen Kommission anerkannt sind, können die Betreiber sicherstellen, dass ihre Verwendung von Biokraftstoffen den EU-Nachhaltigkeitskriterien entspricht (Artikel 29 REDII).
Mehrere Zertifizierungssysteme, wie FSC, berücksichtigen zusätzlich auch Nachhaltigkeitsaspekte wie Boden, Wasser und soziale Kriterien. Obwohl die Systeme privat betrieben werden, kann die Europäische Kommission sie als akzeptiertes Umsetzungsinstrument innerhalb der REDII anerkennen. FSC prüft und untersucht derzeit die bevorstehenden Regeln für die Anerkennung und ihre Auswirkungen auf das FSC-System.

REDII und holzartige Biomasse für die Energieerzeugung
RED II führte Nachhaltigkeitskriterien für forstwirtschaftliche Rohstoffe sowie Treibhausgas-Kriterien für feste und gasförmige Biomasse-Brennstoffe ein. Diese Entscheidung löste eine starke Reaktion der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft aus, die betonten, dass Bioenergie aus Wäldern nicht klimafreundlich ist. Folglich betonte die EU-Kommission in der neuen EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 die Notwendigkeit, Angebot und Nachfrage nach Biomasse und die damit verbundenen Nachhaltigkeitsaspekte dieser Wertschöpfungskette zu bewerten.
Als Reaktion darauf veröffentlichte die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der EU-Kommission, eine unabhängige Einrichtung, die die EU-Politik wissenschaftlich berät, im Jahr 2021 einen Bericht mit dem Titel „The use of woody biomass for energy production in the EU“. Der Bericht hebt „Win-Win“-Bewirtschaftungspraktiken hervor, um holzige Biomasse unter Einhaltung der Nachhaltigkeitsgrenzen für die Energieerzeugung zu nutzen. In diesem Zusammenhang werden robuste Zertifizierungssysteme als notwendige Abhilfemaßnahme angesehen.

Der REDII-Revisionsprozess und die Position des FSC
Als ersten Schritt im REDII-Revisionsprozess der EU hat die EU-Kommission im August 2020 eine Roadmap veröffentlicht. Danach wurde eine öffentliche Konsultation eingeleitet und im März 2021 eine kurze Zusammenfassung veröffentlicht. FSC hat sich an der Initiative beteiligt und Feedback gegeben, das im Folgenden zusammengefasst wird.
FSC ist der Ansicht, dass die Erzeugung von Bioenergie aus Wäldern im Einklang mit den Nachhaltigkeitsgrenzen stehen sollte, wie im GFS-Bericht hervorgehoben, um die Klima- und Energieziele der EU zu unterstützen. Aus diesem Grund begrüßt der FSC den Vorschlag der EU-Kommission, die Nachhaltigkeitskriterien für forstliche Biomasse zu verschärfen, um sie mit der neuen EU-Biodiversitätsstrategie in Einklang zu bringen.
Darüber hinaus befürwortet der FSC nachdrücklich das Prinzip der „Kaskadennutzung von Holz“, da die Wiederverwendung von Holzabfällen für Bioenergie dazu beiträgt, den Nachfragedruck auf die Wälder zu verringern. Dies steht auch im Einklang mit der FSC-Strategie 2021-2026, die eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung in einem ganzheitlicheren Sinne fördert.
Unsere Empfehlungen zum Vorschlag der EU-Kommission sind im Folgenden aufgeführt oder in englischer Sprache auf der Webseite von FSC International zum Herunterladen: https://fsc.org/en/newsfeed/fsc-and-eu-renewable-e […]

Der FSC empfiehlt:

  • Stärkung der REDII-Nachhaltigkeitskriterien für Bioenergie im Einklang mit den Klimaschutzzielen des EU Green Deal
  • Priorisierung des Prinzips der „Kaskadennutzung von Holz“ und schrittweise Abschaffung von Subventionen für die Verbrennung jeglicher primären holzigen Biomasse
  • Übergang vom risikobasierten Ansatz zum Vorsorgeansatz, so dass sich die Risikobewertung auf den Forstbetrieb konzentrieren kann (statt auf das viel breitere Beschaffungsgebiet) und Minderungsmaßnahmen, wie die FSC-Zertifizierung, immer erforderlich sind.

Für weitere Fragen können Sie sich jederzeit an die Geschäftsstelle von FSC Deutschland wenden.
Für die allgemeine Position des FSC zu REDII kontaktieren Sie gerne Matteo Mascolo, EU Affairs Manager des FSC International: m.mascolo@fsc.org