23.05.2022

Entwaldungsfreier Naturkautschuk mit FSC

Zertifizierungssystem achtet auf faire Arbeitsbedingungen und ökologische Verantwortung / Deutsche Kautschuk-Tagung und International Rubber Conference (DKT IRC) Ende Juni

Vom Gummistiefel über Kondome zu Matratzen und Autoreifen – Gummi begegnet uns täglich. Doch was hat Gummi mit Wald zu tun? Eine Menge. Denn Gummi besteht unter anderem aus Naturkautschuk. Damit beschäftigt sich auch die Deutsche Kautschuk-Tagung und International Rubber Conference (DKT IRC) Ende Juni, FSC wird mit einem Stand vertreten sein.

Gummi hat seinen Anfang in der milchigen Flüssigkeit (Latex) des Kautschukbaums. Durch das sogenannte Anzapfen der Bäume, also dem Anritzen der Rinde, tritt der Latex aus und wird am Baum in Gefäßen gesammelt. Bis Kautschuk daraus gewonnen wird und als Gummi in unserer Warenwelt auftaucht, durchläuft er mehrere Verarbeitungsstufen. Bekanntes Endprodukt sind Autoreifen, die rund 75 Prozent des Kautschukbedarfs ausmachen. Synthetische Ersatzstoffe sind zwar auch auf dem Markt, jedoch bleibt die Nachfrage nach Naturkautschuk aufgrund seiner Qualität ungebrochen.

Rund sechs Millionen Kleinbauern liefern 80 Prozent des Naturkautschuks
Vom Menschen verarbeitet wurde Latex bereits im präkolumbianischen Mittel- und Südamerika. Hier hat der Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) seine Herkunft und hier wurde er bis Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich angebaut. Mit dem Kautschuk-Boom – durch die Erfindung der Vulkanisierung – wurde versucht, den Baum in Plantagen anzubauen. Was aufgrund eines Pilzes in Südamerika misslang, gelang in den tropischen Regionen Südostasiens, die heute Hauptproduktionsgebiet von Kautschuk sind, vor allem Thailand, gefolgt von Indonesien und Vietnam. Entgegen der weltweiten Mechanisierung ist die Arbeit am Kautschukbaum nachwievor Handarbeit. Besonders an der Gewinnung ist darüber hinaus, dass sie überwiegend in der Hand von Kleinbauern liegt. Rund sechs Millionen sind es weltweit, die auf Farmen mit einer Größe von ein bis zwei Hektar 80 Prozent der weltweiten Naturkautschukproduktion bedienen.

Naturkautschuk aus nachhaltiger Waldwirtschaft
Deswegen sind bei der verantwortungsvollen Betrachtung der Lieferkette neben ökologischen auch die sozialen Aspekte der kleinbäuerlichen Betriebe und ihrer Familien entscheidend. Die FSC-Zertifizierung leistet hier bereits einen wertvollen Beitrag. So wird in regelmäßigen Kontrollen vor Ort sichergestellt, dass der Naturkautschuk aus Wäldern oder Plantagen mit sicheren und fairen Arbeitsbedingungen stammt. Die Umwandlung von Naturwäldern oder eine anderweitige Schädigung der Umwelt, etwa durch Pestizide, werden durch die FSC-Regeln ausgeschlossen. Die Landwirte erhalten Schulungen zu nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Dazu gehört zum Beispiel auch die Verpflichtung, 10 % der Gesamtfläche für die Erhaltung des natürlichen Waldes zu reservieren, damit sich das umliegende Ökosystem im Laufe der Zeit regenerieren kann. Die Abkehr von schädlichen, bodenschädigenden Praktiken zugunsten regenerativer Methoden trägt zum Schutz der lokalen Ökosysteme bei, verbessert langfristig die Latexerträge, bindet mehr Kohlenstoff und kann so zu neuen Einkommensquellen führen.

FSC-zertifizierter Kautschuk von namhaften Unternehmen gefragt
FSC bündelt Fachwissen aus den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Soziales, um die nachhaltige Beschaffung vom Wald bis zum Verbraucher zu überprüfen. Ein Verbraucher, der ein Kautschuk-Produkt mit dem FSC-Zeichen kauft, kann sicher sein, dass er mit seinem Kauf den Lebensunterhalt von Kautschukbauern unterstützt, ohne zur Abholzung beizutragen oder die Rechte von Arbeitern, indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften zu verletzen. Naturkautschuk gehört zu den Nicht-Holz-Waldprodukten, die der FSC zusammen mit Nüssen, Ahornsirup oder Fasern – wie Bambus oder Rattan – zertifiziert. FSC-zertifizierter Kautschuk ist gefragt, der bekannte Hersteller Pirelli produziert etwa seit März 2021 als weltweit erstes Unternehmen FSC-zertifizierte Reifen in Serie, und bereits 2020 brachte das traditionsreiche deutsche Unternehmen Ritex die erste eigene FSC-zertifizierte Kondome-Linie auf den Markt.

Deutsche Kautschuk-Tagung und International Rubber Conference
FSC ist Mitglied der Global Platform for Sustainable Natural Rubber, einer Multi-Stakeholder-Plattform, die 2018 gegründet wurde. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die nachhaltige Entwicklung des Naturkaut-schuksektors weltweit zu fördern. Nachhaltigkeit wird auch vom 27. – 30 Juni ein Thema sein, wenn die diesjährige Deutsche Kautschuk-Tagung und International Rubber Conference (DKT IRC) in Nürnberg stattfindet. Auch FSC Deutschland wird dort mit einem Stand vertreten sein (Halle 9, Stand 219). Die DKT IRC 2021 wird von der Deutschen Kautschuk-Gesellschaft e. V. (DKG) veranstaltet. Der gemeinnützige Verein verfolgt das Ziel der „Förderung und Verbreitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Herstellung und das chemische, physikalische, technische und ökologische Verhalten von Kautschuk, Elastomeren und thermoplastischen Elastomeren“ und ist Mitglied der International Rubber Conference Organisation (IRCO), einem weltweiten Verband von Kautschukorganisationen.

Autor: FSC Deutschland  |