© FSC Deutschland
„Entscheidend ist für mich, dass das System mit seinen drei Kammern funktioniert“
Dr. Jens Jacob über die FSC-Zertifizierung in Rheinland-Pfalz
Der Leiter des Landesbetriebs Landesforsten Rheinland-Pfalz, Dr. Jens Jacob, blickt auf über zehn Jahre FSC-Zertifizierung des dortigen Staatswaldes zurück. Für ihn spielen bei der Entscheidung zur Zertifizierung drei Aspekte eine zentrale Rolle.
Seit Dezember 2012 ist der Staatsforstbetrieb des Landes Rheinland-Pfalz FSC-zertifiziert. Dr. Jens Jacob, der den Landesbetrieb Landesforsten leitet, erinnert sich an die Anfänge: „Uns war von Anfang an klar, dass der Nutzen der Zertifizierung aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht in höheren finanziellen Erträgen aus dem Holzverkauf liegen würde. Wir haben aber die Perspektive gesehen, unseren Anspruch, eine im umfassenden Sinne verantwortungsvolle Forstwirtschaft zu praktizieren, auch gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit im gesellschaftlichen Diskurs nachvollziehbar zu unterlegen, indem wir uns extern überprüfen lassen. Diese Erwartung hat sich bestätigt.“ Das Zertifikat habe sich als wertvolles Werkzeug erwiesen, um in den Medien und in der Öffentlichkeit glaubhaft darzulegen, dass die selbstgesetzten Ansprüche der Landesforsten erfüllt werden.
Zertifizierung erhöht Glaubwürdigkeit im öffentlichen Diskurs
Das FSC-System zeichnet sich als Plattform für unterschiedliche Interessengruppen aus und eröffnet einen Austausch zwischen den Kammern: der Umwelt-, Wirtschaft- und Sozialkammer. Das bestätigt auch Jacob: „FSC ermöglicht uns Zugang zu Diskurssphären und Stakeholdern, die für uns sonst oft nicht im unmittelbaren Dialog zu erreichen sind.“ Besonders hebt er in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Umweltkammer hervor, in der Organisationen wie WWF, NABU und BUND aktiv sind: „In den mitunter kontrovers geführten Debatten mit Akteuren, die sich dem Naturschutzgedanken verbunden sehen, ist es ein Mehrwert, wenn man darauf verweisen kann, dass diesbezüglich anerkannte Organisationen die Standardsetzung, nach der der Forstbetrieb arbeitet, mit entwickelt haben und unterstützen.“
Zertifizierung als unterstützendes Instrument im Qualitätsmanagement
Die Einführung der FSC-Zertifizierung habe für Landesforsten nicht so sehr Umstellungsaufwand hinsichtlich der praktischen Waldbewirtschaftung verursacht, da man ohnehin bereits ein sehr verantwortungsvolles naturnahes Waldmanagement betrieben habe und dieses auch ständig – so zuletzt als Reaktion auf die Klimawandelfolgen – weiterentwickle. Ein bedeutsamer Mehraufwand lag und liegt aber in der Administration der Standardumsetzung, insbesondere auch im Hinblick auf die Dokumentation der betreffenden Maßnahmen in der Vor- und Nachbereitung der jährlichen internen und externen Audits. Auch besteht der Anspruch, die Zertifizierungsstandards in die betrieblichen Vorschriften so zu integrieren, dass die Bewirtschafter vor Ort bei Einhaltung der betrieblichen Vorschriften „automatisch“ FSC-konform arbeiten.
„All dies bringt einerseits beträchtlichen Aufwand mit sich, sorgt aber andererseits für die Entwicklung einer auf kontinuierliche Verbesserung ausgerichteten Betriebskultur und eines strukturierten internen Qualitätsmanagementsystems, von der der Forstbetrieb profitiert“.
Zertifizierungen für die Ausgestaltung gesetzlicher Leitlinien
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um das Bundeswaldgesetz sieht Dr. Jacob Waldzertifizierungssysteme zudem als geeignetes Instrument, um die Standards einer guten forstwirtschaftlichen Praxis in einem Aushandlungsprozess der relevanten Akteure zu definieren und im Rahmen periodischer Revisionsprozesse mit Blick auf voranschreitende Erkenntnisse kontinuierlich weiterzuentwickeln. „In einem auf lange Gültigkeit angelegten Parlamentsgesetz, jenseits notwendiger gesetzlicher Leitplanken zugleich Detailfragen wie z.B. Rückegassenabstände festzulegen, würde ich dagegen für verfehlt halten. Wir brauchen die Möglichkeit, die Freiräume aber auch die Professionalität, um den Wald zu beobachten und zu reagieren.“
Abschließend betont Jacob: „Entscheidend ist für mich, dass das System mit seinen drei Kammern funktioniert und weiterhin die Unterstützung der Institutionen und Nichtregierungsorganisationen hat, die darin vertreten sind. Die Glaubwürdigkeit der Zertifizierung, die aus forstbetrieblicher Sicht unerlässlich ist, hängt nicht zuletzt davon ab, dass sich diese auch in den internen Konstellationen, Abläufen und Entscheidungsfindungen widerspiegelt und wiederfindet.“