FSC Mitglieder und Gäste bei Waldexkursion in Chorin

12.05.2023

30. FSC-Mitgliedervollversammlung in Berlin und Chorin

Mitglieder trafen sich vom 10. – 11. Mai

Bei der jährlichen FSC-Vollversammlung am 10. und 11. Mai 2023 tauschten sich die deutschen Mitglieder der anerkannten Organisation für vertrauenswürdige Waldwirtschaft zu Fragen der Standards im Wald sowie in der internationalen Verarbeitungskette aus. Über 70 Vertreterinnen und Vertreter der Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialkammer erläuterten, wie die FSC-Regeln für die Waldwirtschaft in Deutschland, auch im Angesicht des Klimawandels mit anhaltend sehr trockenen Jahren und großen Schäden im Wald, angepasst werden könnten. Dass Handlungsdruck besteht, wurde unter anderem bei Diskussionen am Mittwochnachmittag deutlich, bei der die Vertreter:innen der Mitgliedsorganisationen intensiv über Fragen zur FSC-Forstwirtschaft in Deutschland diskutierten.

Bei der Wahl des Vorstands am ersten Tag wurden Nina Grießhammer für die Umweltkammer sowie Dr. Katharina Gamillscheg und Dietmar Hellmann für die Wirtschaftskammer gewählt.

Bei ihrem Grußwort betonte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Claudia Müller, die Bedeutung von FSC als gesamt-gesellschaftlich organisierte Organisation, die die vielfältigen Funktionen des Waldes, über die Holznutzung hinaus, betrachtet. „Das FSC-Gütesiegel ist für uns eine Leitplanke“, beschrieb Müller die Qualitäten von FSC aus Sicht des Ministeriums.

Dr. Bettina Hoffmann, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, lobte FSC als Organisation, die schon früh die Impulse für eine naturnähere Nutzung der Wälder gesetzt hat, und mahnte eine Extensivierung in der Waldnutzung an. Dabei hob sie die vielseitige Ausrichtung der FSC-Waldwirtschaft hervor. Zertifizierte Betriebe würden sich dadurch auszeichnen, dass sie sich nicht alleine auf den wirtschaftlichen Nutzen im Wald fokussieren, sondern auch die Bedürfnisse des Ökosystems ins Zentrum stellen. „Wozu die Fokussierung auf den reinen wirtschaftlichen Ertrag im Wald und damit z.B. auf Nadelholz geführt hat, sehen wir heute in dem Ausfall großer Waldgebiete“, so Dr. Hoffmann.

Die dreifache Krise im Wald stand am zweiten Tag der Veranstaltung im Zentrum. Biodiversität, Klimawandel und globaler Rohstoffmangel: Diese globalen Krisen und ihre Auswirkungen auf den Wald sowie mögliche Lösungsansätze wurden mit rund 90 Gästen und Mitgliedern von FSC Deutschland diskutiert. Zum Auftakt des Tages gewährte Dr. Susanne Winter vom WWF Deutschland interessante Einblicke in die Ergebnisse der Studie „Alles aus Holz – kommende Krise oder Rohstoff der Zukunft“. Eindrucksvoll legte Dr. Winter dar, wie sich nach Einschätzung der beteiligten Wissenschaftler:innen die Situation in den Wäldern in den nächsten Jahrzehnten verändert, sollte die steigende Holznachfrage weiter auf einen sich beschleunigenden Klimawandel treffen. Kreislaufwirtschaft, Kaskadennutzung und eine klar auf die Sicherung natürlicher Waldökosysteme abzielende Waldwirtschaft wurden dabei als wichtiger Teil von Lösungsansätzen vorgeschlagen. Dies jedoch immer auch unter der Aufforderung, einen Bewusstseinswandel und damit Reduktion beim Konsum zu erreichen.

Lösungsansätze aus der täglichen Praxis, die die dreifache Krise adressieren, stellten dann bei einer Podiumsdiskussion Dietrich Mehl (Landesforstbetrieb Brandenburg), Milan Loose (DUH – Deutsche Umwelthilfe), Martin Loebs (Sonae Arauco) und Kirstin Nieland (AK Ökosystemleistung beim Bund Deutscher Forstleute – BDF) vor. Engagiert diskutierten die Anwesenden mit dem Forum über Konsequenzen aus den unterschiedlichen Ansätzen. Wiederkehrend wurde dabei die Frage aufgeworfen, welche Veränderungen diese Krisen für FSC bedeuten.

Abschließend ging es in den Wald der Landesoberförsterei Chorin. Im Waldgebiet des Jahres 2023 diskutierten die Teilnehmenden an drei verschiedenen Orten über Aspekte des Waldumbaus und wie diese im Bezug zum FSC-Standard stehen. Besonders deutlich wurde dabei, dass durch die FSC-Zertifizierung in vielen Forstbetrieben waldgerechte Lösungen für Herausforderungen beim Waldumbau zu Mischwäldern mit unterschiedlichen Altersklassen gefunden wurden. So zum Beispiel bei der spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina), die als invasive Baumart in konventionellen Forstbetrieben häufig mit Pestiziden bekämpft wird. Da der FSC-Standard den Einsatz von Pestiziden grundsätzlich verbietet, haben viele FSC-Betriebe in den vergangenen Jahren vielversprechende Konzepte entwickelt, mit dieser Herausforderung umzugehen. Die Methoden waren dabei sehr unterschiedlich, jedoch herrschte Einigkeit, dass der Pestizideinsatz in diesem Fall nicht notwendig ist, um die Produktivität und Stabilität eines Waldes zu erhalten.

Die Oberförsterei Chorin befindet sich als Waldgebiet des Jahres 2023 derzeit im Prozess der FSC-Zertifizierung und erfüllt aus diesem Grund, in Vorbereitung der Zertifizierung, weitestgehend die FSC-Standards. Dass FSC in der Betriebsplanung der Landesoberförsterei bereits aktiv umgesetzt wird, zeigte die kundige Führung durch deren Leiter Eberhard Luft. Dieser führte gemeinsam mit dem Leiter des FSC-Waldbereichs Elmar Seizinger anschaulich durch die Historie, den aktuellen Zustand sowie die weitere Planung der gezeigten Waldgebiete. Dabei wurden unterschiedliche Aspekte des Deutschen FSC-Waldstandards für die Teilnehmenden sehr praktisch erlebbar und es zeigte, wie vielfältig die Antworten auf die täglichen Herausforderungen im FSC-Wald sein können.

Autor: FSC Deutschland