Autor: FSC Deutschland | 13.10.2022

Waldbrandgefahr – FSC-Standard adressiert Schutz vor Trockenheit

Durch Waldumbau nach FSC-Kriterien kann Versickerungskapazität des Bodens vergrößert und seine Feuchtigkeit erhalten werden

Extreme Hitze und Waldbrände sind in Europa keine Seltenheit mehr. Besonders bedrohlich für Wälder in Deutschland sind die langen Trockenphasen. Allein im Juni gab es in Deutschland im durchschnittlichen Vergleich 25 Prozent weniger Niederschlag. Nach einem Sommer wochenlanger Trockenheit zieht der Geschäftsführer von FSC Deutschland eine deutliche Negativbilanz. „Wir sind besorgt um den zunehmend schlechten Zustand unserer Wälder. Um langfristig Wälder zu erhalten, müssen wir jetzt handeln. Nur wenn wir umgehend anfangen, Wälder zu stabilisieren und uns konsequent um mehr Gesundheit von Wäldern bemühen, können wir einen Beitrag dazu leisten, in 30 Jahren keine Steppenlandschaft an vielen Standorten vorzufinden“, sagt Dr. Uwe Sayer.

Mit gezielten Maßnahmen nachhaltig agieren

Für Wälder sind diese Extremwetterlagen gefährlich, da sich gerade tiefere Bodenschichten nur schlecht davon erholen. Bäume brauchen eigentlich eine kontinuierliche Wasserzufuhr, um gesund zu bleiben. Sind die tieferen Bodenschichten erst einmal trocken, helfen auch gelegentliche Niederschläge nicht. Das Wasser durchfeuchtet dann nur die oberen Schichten, die Dürre in der Tiefe bleibt bestehen. Die Lösung heißt nachhaltige Waldbewirtschaftung, so der FSC-Geschäftsführer: „Natürlich können Waldbewirtschaftende es nicht mehr regnen lassen. Umso mehr müssen sie aber alles Mögliche tun, um das Bodensystem zu schützen. Dazu gehört beispielsweise eine entsprechende Baumartenwahl, eine Reduktion der Befahrung von Böden oder auch die Aufrechterhaltung eines Waldinnenklimas durch strukturierte Waldbestände, wodurch Böden vor Verdunstung geschützt sind.“ Diese Aspekte werden im FSC-Standard bereits adressiert. Durch gezielte Maßnahmen kann die Versickerungskapazität des Bodens vergrößert und seine Feuchtigkeit erhalten werden.

Mischwälder statt Kahlschlag

Verdunstungsprozesse am Boden, an der Blattoberfläche und den Blattstomata erzeugen im Wald ein feucht-kühles Innenklima (1). Wälder mit großen Kahlflächen oder Nadelreinbeständen sind dagegen besonders im Sommer von Austrocknung und Waldbränden betroffen. Dort kann die Feuchtigkeit im Wald von der intensiveren Sonneneinstrahlung, der Lufttrockenheit und den stärkeren Luftströmen leichter abtransportiert werden (2). Deshalb sind in FSC-Wäldern in Deutschland Kahlschläge verboten und Nadelreinbestände müssen zu Misch- beziehungsweise Laubholzwäldern umgebaut werden. Die Wasseraufnahmefähigkeit des Waldes ist auch abhängig von seiner Zusammensetzung. „Man landet automatisch bei der Frage nach den Baumarten, die in Zukunft belastbarer gegenüber Klimastress sind und eine positive Wirkung auf die Böden haben“, meint Sayer. Laubbäume lassen durch die saisonale Belaubung und das im Vergleich zu Nadelbäumen weniger sperrige Blattwerk mehr Wasser bis zum Waldboden durch. Dadurch helfen sie, Grundwasser zu speichern und den Wasserspiegel konstant zu halten (3).

Bodenschutz heißt Wasserschutz

Liegendes Totholz behält Feuchtigkeit im Wald, indem es den Waldboden bedeckt und eine übermäßige Verdunstung verhindert. Auch Ast- und Kronenmaterial sowie eine Humusauflage speichern Feuchtigkeit (4). FSC-zertifizierte Betriebe müssen u.a. deswegen eine betriebliche Biotop- und Totholzstrategie vorlegen. Zudem müssen die Betriebe auf oberirdische Grabensysteme verzichten, die Wasser aus Wäldern ableiten. Solche Systeme verhindern Grundwasserneubildung und zerstören die Biodiversität in Feuchtgebieten (5).

Ein großes Problem sind zudem schwere Maschinen im Wald. Sie drücken den Boden wie einen Schwamm zusammen und vermindern so dessen Speicherkapazität. Zudem wird die Aufnahmefähigkeit der Wurzeln gestört und die Wassermenge, die versickern kann (Wasserleitfähigkeit), wird kleiner (6). In den FSC-Standards ist die Befahrung des Waldbodens deshalb auf Rückegassen beschränkt, um die negativen Auswirkungen auf die Wasserspeicherung im Boden so gering wie möglich zu halten. Zudem regelt der FSC, dass die Abstände der Rückegassen vergrößert werden müssen, um den Anteil des verdichteten Waldbodens gering zu halten.

Ökologisches Umdenken nötig

Die Trockenheit im Wald kann über viele Wege bekämpft werden. „Das Dilemma ist, dass sich immer noch nicht alle Forstbetriebe dieser Herausforderung stellen. Die Stabilität von Wäldern muss vor der Produktion von Holz stehen. Denn, so Sayer: „der Zeitpunkt für einen Waldumbau ist jetzt und nicht verschiebbar.“ Deshalb, so der FSC-Geschäftsführer, sei es ein wichtiges Gebot der Stunde für alle Waldbesitzende, weiter für die Stabilisierung von Wäldern zu sorgen. Gleichzeitig brauche es aber auch strengere und klarere gesetzliche Regelungen, die dazu führen, Wald zu stabilisieren und fitter für den Klimawandel zu machen.

Weiterführende Informationen auf unseren FSC-Seiten:

Interview mit FSC-Vorstandsmitglied Dietmar Hellmann zum Thema Waldbrand, u.a. mit der Frage zu Biotop- und Totholzstrategien, die im FSC-Standard eine große Rolle spielen. FSC wird immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass genau dieses Tot- und Biotopholz die Waldbrandgefahr begünstigt. Weiterlesen…

Mehr Informationen zum Thema sind auch im FSC-Themenpapier >>“Klimastabile Wälder“ zu finden.

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Im Interview

… mit FSC-Vorstandsmitglied Dietmar Hellmann zum Thema Waldbrand, u.a. mit der Frage zu Biotop- und Totholzstrategien, die im FSC-Standard eine große Rolle spielen.

Themenpapier

Mehr Informationen zum Thema Trockenresilienz im FSC-Wald finden sich im Themenpapier Klimastabile Wälder.

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FSC-STANDARD ADRESSIERT SCHUTZ VOR TROCKENHEIT

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