Argentinien | 2025
Hände, die die Zukunft des Waldes gestalten
Griselda pflanzt den Samen für einen Wald, der übermorgen gedeiht
Wenn man mit Griselda Guarino einen Waldweg entlangläuft, ist klar, dass sie dort hingehört; nicht nur als Försterin, sondern als jemand, der in stillem Dialog mit dem Land steht und sich immer fragt, was sie noch für es tun kann. Sie passt nicht in das konventionelle Bild eines Waldmanagers im ländlichen Argentinien, und das hat sie auch nie versucht.
Vor zwei Jahrzehnten, als nur wenige Frauen in diesem Bereich arbeiteten, leitete Griselda ein Team von 30 Männern bei der Holzernte. Heute ist sie immer noch führend – nicht nur im Betrieb, sondern auch bei der Veränderung der Mentalität auf dem Land, in Klassenzimmern und Gemeinden. Ihre Herangehensweise an die Waldwirtschaft ist zutiefst persönlich: Es geht nicht nur um die Bewirtschaftung von Bäumen, sondern auch um die Förderung von Sorgfalt, Verantwortung und einer Vision, was aus Wäldern und Menschen werden kann.
Obwohl Griselda viel Zeit im Wald verbringt, geht ihr Einfluss weit über die Bäume hinaus. Sie ist eine treibende Kraft für Veränderungen, indem sie Bildungsprogramme ins Leben ruft, Pionierarbeit bei Naturschutzprojekten leistet und zukünftige Försterinnen und Förster anleitet. Ihr Ziel ist einfach: Sie möchte sicherstellen, dass die Wälder nicht nur erhalten bleiben. Sie sollen auch geschätzt werden, sowohl von denen, die in ihrer Nachbarschaft leben als auch von jenen, die aus der Ferne auf sie angewiesen sind.
Dem Ruf der Natur folgen
Griseldas Geschichte beginnt auf dem Land, auf dem Bauernhof ihrer Familie, umgeben von Weinstöcken, Walnuss- und Steinobstbäumen. Diese Landschaft hat sie geprägt. „Ich habe mich immer sehr mit der Natur verbunden gefühlt“, sagt sie. Aber die Forstwirtschaft kam erst Jahre später ins Spiel, während eines Universitätspraktikums. Sie hatte Landwirtschaft studiert und war sich über ihre nächsten Schritte unsicher – bis diese praktische Erfahrung alles veränderte.
„Ich sagte: ‚Das ist mein Ding‘, und von da an hörte ich nicht mehr auf. Ich bin gereist, habe von verschiedenen Wäldern gelernt und diese Erfahrungen gelebt..“
Waldbewirtschafterin zu sein, bedeutet mehr als nur Bäume zu pflegen, sagt sie, es geht darum, Botschaften über Umweltschutz und verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung an die umliegenden Gemeinden weiterzugeben. Die Weitergabe dieser Instrumente und Geschichten trägt zur Entwicklung einer bewussteren, engagierteren Gesellschaft bei. Auf diese Weise wirkt die Forstwirtschaft über den Wald hinaus.
Außerdem leitete sie gemeinsam mit der Gemeinde Posadas das Programm „Ein Baum für meine Nachbarschaft“. Vor der Pflanzung von 300 einheimischen Bäumen in einem einkommensschwachen Viertel führte ihr Team Sensibilisierungskampagnen durch – Workshops, Vorträge und die Verteilung von Materialien – um sicherzustellen, dass die Bäume nicht nur gepflanzt, sondern auch gepflegt werden.
Eine Stimme für Gerechtigkeit und biologische Vielfalt
Der Weg von Griselda war nicht einfach. Als sie anfing, war sie oft die einzige Frau im Raum – oder im Wald. Doch mit der Unterstützung des Managements und ihrer schieren Entschlossenheit erwarb sie sich das Vertrauen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Heute hilft sie, diesen Raum für andere zu schaffen. Durch ihre Arbeit im argentinischen Forstverband (FOA) setzt sie sich für flexiblere Arbeitsbedingungen ein, um Frauen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Außerdem sorgt sie dafür, dass Studentinnen und Praktikantinnen in der Forstwirtschaft echte Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden.
Ihre Arbeit erstreckt sich nicht nur auf soziale Gerechtigkeit, sondern auch auf die Erhaltung der Artenvielfalt. Eines der Projekte, auf das sie besonders stolz ist, ist eine Partnerschaft mit der Pampas Deer Rewilding Foundation. Die Initiative schützt eine gefährdete einheimische Art – den Pampashirsch – durch den Schutz von Grasland, die Ausbildung von Waldarbeitern und die Förderung der Koexistenz mit Plantagenlandschaften.
Sie steht auch hinter einem langfristigen Plan zur Kohlenstoffbindung und zur Wiederherstellung der Wälder: Die Umwandlung alter Viehbestände in Kiefern-, Eukalyptus- und einheimische Wälder, die in den nächsten 30 Jahren ausschließlich der Kohlenstoffbindung und dem Schutz des Kulturerbes gewidmet sein werden, wobei in dieser Zeit weder Holzeinschlag noch Bebauung erlaubt sind.
Die Arbeit von Griselda ist weltweit anerkannt worden. Ihre Bildungsprogramme, ihr Einsatz für den Schutz der Wildtiere und ihr Engagement für die FSC-Standards haben ihr Preise und Auszeichnungen eingebracht, für Griselda jedoch ist die größte Belohnung die Gewissheit, dass sie etwas bewirken kann, dass sie die Welt ein wenig besser hinterlässt, als sie sie vorgefunden hat.
Mittlerweile arbeitet Griselda als Beraterin und macht eine Ausbildung zur Auditorin für Waldzertifizierung; sie bleibt also FSC und der Arbeit, die sie immer inspiriert hat, nahe. Ihre Botschaft ist nach wie vor klar: Wälder müssen nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch bewertet werden, damit sie für kommende Generationen gedeihen können.
„Um die Wälder vor Zerstörung zu schützen, müssen wir sicherstellen, dass sie einen ausreichenden wirtschaftlichen Wert haben, dann wird ihre Pflege langfristig unterstützt. Die FSC-Zertifizierung ist der Schlüssel zur Förderung einer verantwortungsvollen Bewirtschaftung, von der sowohl die Umwelt als auch die von ihr abhängigen Gemeinschaften profitieren. Sie beweist, dass eine nachhaltige Waldbewirtschaftung möglich ist und sich sowohl auf den Wald als auch auf die Gesellschaft positiv auswirkt.“
Wenn sie über ihre Karriere nachdenkt, ist eines klar: Griselda Guarino gestaltet nicht nur Wälder, sie gestaltet die Zukunft.
Weitere Informationen über die FSC-Zertifizierung und ihre Auswirkungen auf die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Argentinien finden Sie auf der Website des FSC Argentinien.
Dieser Artikel basiert auf dem englsichen original von FSC International: „The Hands that Shape a Forest’s Future“
