Schweden | 2025
Der Wächter der Generationen
Bertil Svensson: Landwirt. Förster. Vogelbeobachter.
Im Herzen des Sävidsbo-Waldes in Südschweden, wo Kiefern und Birken wachsen, bewirtschaftet Bertil Svensson ein Stück Land, das seit mehr als zehn Generationen im Besitz seiner Familie ist. Manche sagen, es geht sogar noch weiter zurück. Sicher ist, dass Bertil ein Vermächtnis der Fürsorge mit sich trägt: für das Land, die Bäume und das Leben, das von ihnen abhängt.
Die meiste Zeit seines Lebens war Bertil Bauer. Doch neben den Feldern rief immer auch der Wald. Im Laufe der Jahrzehnte ist er in beide Rollen hineingewachsen – Landwirt und Förster – und hat dabei großen Respekt vor dem Gleichgewicht. Sein Ansatz beruht auf einer schwedischen Philosophie: bruka utan att förbruka – nutzen, ohne zu verbrauchen.
Seine Verbundenheit mit dem Wald wurde früh geweckt. Schon als Kind folgte er seinem Vater, einem Botaniker, durch das Unterholz und lernte, die Sprache der Natur zu lesen. Doch der große Sturm von 1969, der den Wald verwüstete, markierte einen Wendepunkt. In der Folgezeit arbeiteten Bertil und sein Onkel Schulter an Schulter, um den Wald wiederherzustellen.
„Das war der Anfang“, sagt er. „Damals habe ich verstanden, dass der Wald wie etwas Lebendiges gepflegt werden muss. Denn das ist er .“
Die Vögel erzählen die Geschichte
Im Laufe der Jahre hat Bertil den Wald nicht nur als Holzquelle, sondern als lebendiges, atmendes System erkannt – eine Erkenntnis, die zum Teil durch ein Buch geprägt wurde, das seine Sichtweise veränderte: Silent Spring von Rachel Carson. „Sie hat mir die Augen geöffnet“, sagt er. „In ihrer Geschichte sangen keine Vögel. Alles war vergiftet.“ Das blieb bei ihm hängen.
Für Bertil sind Vögel mehr als nur schöne Geschöpfe; sie sind Boten des Gleichgewichts. Als lebenslanger Vogelbeobachter sieht er sie als Indikatoren für die Gesundheit des Waldes. „Man kann den Zustand eines Waldes in einer Sekunde erkennen“, sagt er. „Schauen Sie sich die Vögel an. Hören Sie zu. Sie werden dir sagen, wie es dem Wald geht.“
Er beobachtet sie zu jeder Jahreszeit: kleine Singvögel, die durch die Baumkronen huschen, Spechte, die gegen alte Baumstämme trommeln, und natürlich der Wanderfalke (Falco peregrinus): sein persönlicher Favorit. „Er ist der schnellste Vogel der Welt“, sagt er stolz. „Er ist stark, scharfsinnig und lebt an der Spitze der Pyramide. Wenn er hier ist, bedeutet das, dass die Dinge im Gleichgewicht sind.“ Jedes Jahr besucht Bertil einen nahe gelegenen See, um ein brütendes Paar zu beobachten. Er und örtliche Naturschützer markieren manchmal die Küken, um ihre Bewegungen und ihren Gesundheitszustand im Laufe der Zeit zu verfolgen.
Bertil bewirtschaftet seinen FSC-zertifizierten Wald mit Sorgfalt. Die Zertifizierung bedeutet die Einhaltung strenger Umwelt- und Sozialstandards, den Schutz der Artenvielfalt, die Erhaltung der Wasserqualität und die Gewährleistung eines verantwortungsvollen Holzeinschlags. Es ist kein Stempel, sondern ein System – eine Arbeitsweise, die mit Bertils lebenslanger Philosophie übereinstimmt: Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Verantwortung.
„Die Wälder gehören nicht nur uns, sagt er. Sie gehören der Zukunft.“
Ein stiller Held der verantwortungsvollen Forstwirtschaft
Bertil kümmert sich nicht nur um den Wald, sondern auch um sein eigenes Land. Als Mitglied von Södra, Schwedens größtem Waldbesitzerverband, ist er Teil eines Netzwerks von Waldbesitzenden, die sein Engagement für Nachhaltigkeit teilen. Södra ist FSC-Zertifiziert und stellt damit sicher, dass seine Forstwirtschaft hohen ökologischen und sozialen Standards entspricht. Für Bertil ist die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft eine Möglichkeit, in Verbindung zu bleiben, Wissen auszutauschen und ein verantwortungsvolles Waldmanagement in größerem Maßstab zu fördern.
Bertil Svensson sucht vielleicht nicht das Rampenlicht, aber seine Arbeit spricht Bände. In einer Zeit, in der die Wälder in einem noch nie dagewesenen Maße bedroht sind, ist er ein Beispiel dafür, was es bedeutet, sich wirklich um das Land zu kümmern. Er ist einer der unbesungenen Helden der verantwortungsvollen Waldwirtschaft und beweist, dass ein einzelner Manager mit Wissen, Geduld und Respekt für die Natur die Zukunft unserer Wälder für kommende Generationen gestalten kann.
Dieser Artikel basiert auf dem englischen Original von FSC International: „The Guardian of Generations“
