Peru/Deutschland  | 2022

Nutzen um zu schützen –
Tropenholz aus nachhaltiger Waldwirtschaft in Peru

Drei junge Leute, die alle nicht aus der Holzbranche kommen, sich aber genau dort erfolgreich etabliert haben. Ihr Erfolgsrezept: Zeigen, dass „böses Holz“ auch anders geht. Dabei setzen sie auf persönliche Kontakte vor Ort, Service-Qualität und Transparenz – und auf die FSC-Zertifizierung für nachhaltige Waldwirtschaft.

„Nachhaltiges Tropenholz, möglichst direkt und ganz transparent“, umschreibt Philip Jaeger das Geschäftskonzept. Er ist der Lebensgefährte von Catherine Körting, deren Bruder Christian die Unternehmensidee hatte. Zu dritt starteten sie das Projekt, 2009 wurde gegründet und 2011 erfolgte die FSC-Zertifizierung. Als Holzagentur BioMaderas GmbH mit Sitz in Berlin begonnen, merkte das Trio schnell, dass weniger der Holzhandel als vielmehr der Endkunde Interesse an der verantwortungsvollen Herkunft des Holzes hat. So entstand der Direktvertrieb über den Onlineshop Betterwood. Die Produktpalette konzentriert sich vor allem auf den Terrassenbau und Gartenmöbel, aber auch Parkett, Möbelhölzer, Schneidebretter und Messer sind im Angebot.

Den Wert der Fläche schätzen

Abholzung und Raubbau – die Gefährdung der Regenwälder ist in aller Munde, kann Tropenholz überhaupt nachhaltig sein? Betterwood ist sich dieser Diskrepanz bewusst, deswegen sei Transparenz so wichtig, wie Jaeger sagt: „Nachhaltiges Tropenholz muss erklärt werden, denn das passt intuitiv erstmal nicht zusammen – macht es dadurch aber auch besonders spannend. Denn wir sind überzeugt, dass gerade weil der Verkauf von Tropenholz ökologisch kritisch sein kann, kann er auch einen sehr positiven Effekt haben auf die Erhaltung des Regenwalds. Wir glauben, dass die nachhaltige Nutzung der pragmatischste Weg ist, den Wald zu erhalten. Wir können nicht ankommen und sagen, ihr dürft gar nichts mit eurer Fläche machen. Sondern wir sagen, macht was damit – aber schätzt den Wert, dann könnt ihr auch langfristig davon leben.“ Genau darauf fußt auch der FSC-Grundsatzgedanke, wie Ulrich Malessa, Senior Advisor Marktservice & Warenzeichen bei FSC Deutschland, bestätigt: „FSC zertifiziertes Tropenholz stammt aus Betrieben, die in den Herkunftsländern vorbildlich arbeiten und die den Menschen eine Perspektive geben von und mit dem Wald zu leben. Damit leistet FSC zertifiziertes Tropenholz einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des Ökosystems Wald. Ein genereller Tropenholzboykott wäre Unsinn und fördert nur die Waldvernichtung durch Umwandlung sowie kriminelle Machenschaften.“

 

Schutz vor Verdrängung durch Landwirtschaft

Warum das so ist, verdeutlichen die Ausführungen von Philip Jaeger. Entscheidend sei, was passiere, wenn es die Nachfrage nicht gäbe: „Die Nachfrage, also die Verwendung des Holzes, schützt den Wald vor der Verdrängung durch die Landwirtschaft.“ Brasilien, wo große Waldflächen einfach abgebrannt würden, sei ein gutes Beispiel dafür: „Da geht es nicht ums Holz, sondern um die Fläche. Indem wir der Fläche durch unsere Nachfrage nach nachhaltigem Holz hier in Deutschland einen alternativen Wert geben, der die Leute vor Ort davon leben lässt, glauben wir, dass der Wald erhalten bleibt.“ Natürlich könne man Terrassen auch aus heimischen Hölzern bauen, die auch kürzere Transportwege implizierten, es sei aber ökonomisch und auch ökologisch gesehen von Nachteil, denn das Holz halte nicht so lange, müsse also öfter ersetzt werden. Ulrich Malessa ergänzt: „Tropische Holzarten haben häufig eine hervorragende Qualität und sind bestens für den Einsatz auf dem Balkon oder im Garten geeignet – vorausgesetzt, sie tragen das FSC-Siegel für verantwortungsvolle Waldwirtschaft“.

Technischer Vorteil: Langlebigkeit der Tropenhölzer

Tatsächlich seien für Kunden vor allem die technisch positiven Eigenschaften des Holzes der überwiegende Grund, bei Betterwood einzukaufen, bestätigt Geschäftsführer Christian Körting. Das warme, feuchte Klima in den Tropen lasse die Bäume extrem dicht und massiv wachsen. Das macht das Holz besonders widerstandsfähig. Ein Beispiel dafür sind Cumaru-Bäume. Betterwoods Terrassendielen und -Holzfliesen sind aus diesem Holz, das im südlichen Peru, in den Wäldern von Madre de Dios geschlagen, sowie im Sägewerk vor Ort getrocknet und dort auch zum Endprodukt weiterverarbeitet wird. Cumaru ist sozusagen das Teakholz Südamerikas und zählt zu den weltweit schwersten Hölzern – ein Floß aus diesem Material würde untergehen. Neben Peru gehören auch die Länder Venezuela, Guyanas, Surinam sowie das brasilianische Amazonasbecken zum Cumaru-Verbreitungsgebiet.

Wirtschaftliche Impulse für die Entscheidung zur FSC-Zertifizierung

Tropenholz aus nachhaltiger FSC-zertifizierter Waldwirtschaft, das bedeutet, hohe Auflagen erfüllen zu müssen. Die Konzession in Peru, mit der Betterwood zusammenarbeitet, schlägt das Holz besipielsweise statt mit großem Maschineneinsatz nur in kleinen Forstarbeitertrupps und in nur sehr geringer Stückzahl: Gerade mal ein Baum pro Hektar darf gefällt werden, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat und auch nur dann, wenn in der Umgebung ausreichend jüngere seiner Art nachwachsen. Pascal Dusold, der bei Betterwood das Nachhaltig-keitskonzept mit entwickelt, verweist in diesem Zusammenhang auf einen weiteren Indikator: “Ein entscheidender Unterschied liegt im Degradationsgrad, also dem Maß, wie sehr der Wald beansprucht wird. In unseren Wäldern in Peru ist das weniger als ein Prozent.“ Neben dem Bewusstsein für den Sinn nachhaltiger Waldwirtschaft, geben Unternehmen wie Betterwood vor Ort durchaus auch wirtschaftliche Impulse, sich für eine Zertifizierung zu entscheiden, wie Philip Jaeger erklärt: „Wir zahlen natürlich auch mehr. Würden wir darauf verzichten, FSC-Holz zu kaufen, könnten wir 30 – 40 Prozent günstiger einkaufen.“

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

FSC-zertifizierte Wälder werden auf die Einhaltung der Vorgaben jährlich überprüft. Kommt es zu Verstößen, sind Abmahnungen bis hin zum Entzug der FSC-Lizenzen die Folge, wie jüngst in Peru erfolgt. Zu den zehn FSC-Prinzipien gehören dabei nicht nur ökologische Bedingungen, die eingehalten werden müssen, sondern auch soziale Aspekte: Unter anderem Arbeitssicherheit, Schutz der Rechte indigener Völker sowie der ansässigen Bevölkerung und Gemeinden sowie die Einhaltung der Vorschriften und Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Allein auf das FSC-Siegel für nachhaltige Waldwirtschaft verlässt sich das Berliner Unternehmen jedoch nicht, sie überzeugen sich auch selbst vor Ort über die Situation, Qualität und Herkunft des Holzes.

Vom Regenwald auf Deutschlands Terrasse

Doch wie wird aus einem peruanischen Urwald-Riesen nun eine Terrassendiele in Deutschland? Von den Höhen der Anden transportieren Lastwagen die im Sägewerk bereits verarbeiteten Betterwood-Holzprodukte direkt zum Hafen von Lima. In Containerschiffen startet hier die Reise über den Atlantik bis Rotterdam, die mit Binnenschiffen in den Kölner Hafen fortgesetzt wird, um schließlich per LKW im Lager in Drolshagen/ Kreis Olpe ihr Ziel zu finden, beschreibt Christian Körting den Transportweg. Von den Anden ins Sauerland – da kommen einige Kilometer zusammen. Genaue Angaben dazu liefert Betterwood auf seiner Internetseite: 13.055 Kilometer und 2.024 kg CO2, die von Container-, Binnenschiff und LKW ausgestoßen werden. Was sagt der Nachhaltigkeitsbeauftragte dazu? „Wir notieren all unsere Transportwege detailliert in unserem Umweltbericht, darüber bekommen wir sehr genau unseren Kohlendioxidausstoß ermittelt, den wir über zusätzliche Aufforstungs-Projekte kompensieren.“

 

 

Volle Information: Transparenz trifft Service

Für den Kunden sind all diese Informationen transparent auf der Internetseite aufbereitet. Eine Plattform, die Dreh- und Angelpunkt von Betterwood ist, denn das Geschäftsmodell beruht ausschließlich auf dem Online-Handel. Und das läuft gut, wie Jungunternehmer Jaeger bestätigt: „Wir bieten unseren Kunden einen sehr guten Service inklusive Holzlexikon und Onlineplanungstool, das Details zur Terrassenplanung bis hin zur einzelnen Schraube liefert.“ Die zufriedenen Kunden ersetzen so auch das Werbeetat: “Wir profitieren rein von Weiterempfehlungen unserer Kunden, mit Werbestrategien mussten wir uns bisher nicht auseinandersetzen.“ Zur hohen Informationsdichte des Onlineshops gehört auch die dezidierte Auskunft darüber, woher die Produkte kommen und welchen Weg sie zurücklegen. Rückverfolgbarkeit und Transparenz sind hier die Stichworte, die nicht nur dem Unternehmen ein großes Anliegen sind, sondern auch den Grundsätzen von FSC entsprechen.

Blick nach Brasilien

Die Wälder von Madre de Dios liegen unweit der Peruanischen Grenze zu Brasilien. An dessen Forstwirtschaft wandten sich europäische Holzhändler im Juli 2021 (FSC berichtete), darunter auch Biomaderas/Betterwood in Form eines offenen Briefes, mit der Forderung nach mehr FSC-zertifizierter Holzfläche. Was war der Hintergrund dafür und wie bewertet Betterwood die Situation nachhaltiger Waldwirtschaft in Brasilien, auch im Vergleich zu jener in Peru? Christian Körting berichtet: „Wir beobachten die Entwicklung in Brasilien seit dem Amtsantritt von Bolsonaro mit Sorge. Denn seither hat sich die Situation in Brasilien drastisch verschlechtert. Aktivisten leben in größerer Gefahr, Indigene haben weniger Schutz, und mehr Waldflächen werden abgebrannt und gerodet. All dies sind massive Rückschritte im Kampf gegen den Klimawandel und für den wichtigen Erhalt von Regenwaldflächen. Unser Partner in Brasilien, ebenso wie in Peru, betreibt und fördert eine nachhaltige Waldwirtschaft und schafft somit eine Gegenrealität zu den Entwicklungen der letzten Jahre. Wir hoffen darauf, dass die Wahl in Brasilien dieses Jahr einen Regierungs- und Richtungswechsel im Sinne einer nachhaltigeren Waldnutzung bringt.“

Autor: FSC Deutschland