Kautschuk –

mit FSC Sicherheit in der Lieferkette

FSC garantiert soziale und ökologische Mindeststandards, die insbesondere in der Kautschuk-Lieferkette gefährdet sind.

 

Naturkautschuk ist ein echtes Multitalent. Wir nutzen ihn unter anderem zur Herstellung von Auto- und Fahrradreifen, Sport- und Arbeitsausrüstung und als Haft- und Produktionsmittel in der Industrie. Als nachwachsender Rohstoff spielt Naturkautschuk auch für fossilfreies Wirtschaften eine wichtige Rolle. Allerdings kommt es beim Anbau und in der Verarbeitung immer wieder zu Schäden an den Waldökosystemen oder Verletzungen der Menschenrechte. Produkte aus Naturkautschuk müssen daher sowohl soziale als auch ökologische Mindeststandards einhalten, um nachhaltig zu sein.

Eine erprobte und effektive Lösung ist die FSC-Zertifizierung. FSC trägt aktiv dazu bei, dass bei der Kautschukernte Waldökosysteme intakt bleiben und nicht übernutzt werden. Für die Menschen vor Ort, indigene Gruppen sowie Dorfgemeinschaften sichert FSC die Wahrung ihrer Rechte und ein faires Einkommen entlang der Produktkette.

Kautschukernte ist Handarbeit

Die Ernte erfordert viel Fingerspitzengefühl, über das Maschinen nicht zuverlässig genug verfügen. Naturkautschuk wird aus Latex gewonnen, ein milchiger Saft, der im Stamm von Gummibäumen fließt. Um diesen zu ernten, ritzen die Arbeiter:innen die Baumrinde in einem präzisen 45 Grad-Winkel an. So wird gewährleistet, dass die maximale Latexmenge abfließen kann, bevor der Saft gerinnt.

Der Latexsaft läuft den Schnittkanal hinab und wird durch einen kleinen Auslass am Ende des Kanals in einen Behälter darunter aufgefangen. Dort gerinnt das Latex und wird von den Erntehelfer:innen eingesammelt. Der Rohstoff gelangt dann meist über mehrere Zwischenhändler:innen in die Weiterverarbeitung, sodass die Herkunft des Rohstoffs insbesondere für den Endhandel und die Verbraucher:innen schwierig nachzuvollziehen ist. Die mangelnde Transparenz in der Lieferkette macht die Kautschuk-Lieferkette besonders anfällig für Menschenrechtsverletzungen und Schädigungen am Waldökosystem.

Preisdruck ist sozial und ökologisch riskant

Der globalisierte Handel mit Naturkautschuk und die hohe Relevanz für verschiedene Industrien, allen voran die Autohersteller, setzen insbesondere die Bewirtschafter:innen der Kautschukplantagen unter Druck. Infolge eines enormen Preisabfalls für Naturkautschuk im Jahr 2011 wurden diese Mechanismen deutlich sichtbar. Mit den niedrigen Einnahmen konnten die Betriebe die Produktionskosten teilweise nicht mehr decken. Kurzfristig auf alternative Anbaukulturen umstellen war ebenfalls nicht möglich, da es sich bei Naturkautschuk um eine Dauerkultur handelt. Stattdessen mussten viele Landwirt:innen Kosten für lebensnotwendige Ausgaben und Investitionen kürzen und die Gummibäume überzapfen, was langfristig den Ertrag mindert.

Preisdruck mit sozialen und ökologischen Folgen

Der globalisierte Handel mit Naturkautschuk und die hohe Relevanz für verschiedene Industrien, allen voran die Autohersteller, setzen insbesondere die Bewirtschafter:innen der Kautschukplantagen unter Druck. Infolge eines enormen Preisabfalls für Naturkautschuk im Jahr 2011 wurden diese Mechanismen deutlich sichtbar. Mit den niedrigen Einnahmen konnten die Betriebe die Produktionskosten teilweise nicht mehr decken. Kurzfristig auf alternative Anbaukulturen umstellen war ebenfalls nicht möglich, da es sich bei Naturkautschuk um eine Dauerkultur handelt. Stattdessen mussten viele Landwirt:innen Kosten für lebensnotwendige Ausgaben und Investitionen kürzen und die Gummibäume überzapfen, was langfristig den Ertrag mindert.

Im sogenannten Kautschukgürtel, wo der Rohstoff mehrheitlich angebaut wird, liegen überwiegend Länder mit einer tendenziell schwachen Rechtsdurchsetzung. In Drucksituationen wie 2011, in denen es zu Verletzungen von Menschenrechten oder Schädigungen an Waldökosystemen kommt, können die Staaten deshalb nicht regulierend eingreifen. Häufig verschlimmert eine hohe Korruption im Land die Situation durch ausbleibende Investitionen und finanzielle Notlagen noch zusätzlich.

FSC schützt Ökosysteme und Menschenrechte

Die sozialen und ökologischen Folgen der Produktionsumstände von konventionellem Naturkautschuk sind gravierend. Immer mehr artenreiche Regenwälder werden in Monokulturen umgewandelt, um die unzumutbar hohen Erntequoten zu erfüllen. Damit geht ein hoher Verlust an Artenvielfalt einher. Wichtige Ökosystemleistungen wie Wasserschutz und Bodenqualität gehen verloren. Gleichzeitig kommt es in Zusammenhang mit der Kautschukproduktion immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen, Kinder- und Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und ausbeuterischen Praktiken gegenüber Migrant:innen. Überlange Arbeitszeiten, eine fehlende soziale Absicherung sowie mangelnde Schutzkleidung verschlechtern die Situation der Arbeiter:innen im Kautschukanbau noch zusätzlich.

Die desaströse Lage für Mensch und Ökosystem im Zusammenhang mit konventionellem Kautschukanbau hat in den letzten Jahren ein Umdenken bewirkt. Viele Expert:innen, Verbraucher:innen und Unternehmen setzen mittlerweile auf eine FSC-Zertifizierung. Sie garantiert, dass bei der Produktion und Weiterverarbeitung soziale, wirtschaftliche und ökologische Mindeststandards eingehalten werden. Entscheidend sind dabei die strengen Kontrollmechanismen und Transparenzvorschriften des FSC-Systems, die sicherstellen, dass alle Akteure entlang der Lieferkette diese Standards einhalten.

Erhalt der Ökosystemleistungen mit FSC

Zu den ökologischen Schutzmaßnahmen des FSC-Standards gehört mitunter der Ausschluss der Umwandlung von Urwäldern in Plantagen. Eine Studie im Fachmagazin Nature aus 2023 hatte festgestellt, dass die Häufigkeit von Entwaldung in Zusammenhang mit Kautschukanbau bisher deutlich unterschätzt worden war. Allein in den letzten drei Jahrzehnten musste mindestens doppelt bis dreifach so viel Tropenwald Kautschukplantagen weichen als zuvor angenommen. Von den etwa vier Millionen Hektar abgeholzten Naturwalds befinden sich ein Viertel in Schlüsselgebieten der biologischen Vielfalt.

Produkte aus FSC-zertifiziertem Naturkautschuk stammen dagegen aus Plantagen, die beim Anbau auf regenerative Methoden setzen und damit die Fähigkeit der Waldökosysteme zur Kohlenstoffspeicherung und die Biodiversität erhalten. In den FSC-zertifizierten Konzessionen ist zudem nur ein minimaler Pestizideinsatz erlaubt. Ruhezeiten für die Gummibäume müssen ebenso eingehalten werden wie die Verpflichtung zur Wiederaufforstung bei Waldverlust.

FSC garantiert Teilhabe und Schutz indigener Völker

Die vielen kleinbäuerlichen Betriebe, die die Kautschukernte durchführen, profitieren darüber hinaus von den FSC-Vorgaben im Bereich Arbeitsschutz, faire Entlohnung und Wahrung der Menschenrechte. Voraussetzung für eine FSC-Zertifizierung ist die Einhaltung des Prinzips der freien, vorherigen und informierten Zustimmung der Vereinten Nationen (engl. Free, prior and informed consent (FPIC)), das die Waldbewirtschaftung von der Beteiligung indigener Völker und ihrer selbstbestimmten Interessen abhängig macht. FSC-zertifizierte Konzessionen müssen zudem in den jährlichen Audits Nachweise für die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labor Organization (ILO)) erbringen.

Zusätzlich wird den Arbeiter:innen gemäß FSC-Standard eine funktionsfähige und sichere Schutzausrüstung bereitgestellt, für deren Benutzung sie ausreichend geschult werden. Regelmäßige Pausenzeiten, soziale Absicherung, Weiterbildungsmöglichkeiten und faire Entlohnung gehören ebenso zu den einzuhaltenden Standards im Rahmen einer FSC-Zertifizierung.

Diese Schutzmaßnahmen machen in der Praxis einen großen Unterschied für die Arbeiter:innen. Auf der FSC-zertifizierten Kautschukunternehmens Grupo Fortaleza in Guatemala bleiben die Erntehelfer:innen aufgrund des guten Schulungsprogramms und der fairen Arbeitszeiten und -löhne bis ins hohe Alter körperlich fit. Während nicht-zertifizierte Unternehmen oft nur geringe Löhne für die Arbeit auf den Plantagen zahlen, erhalten die Arbeiter:innen bei FSC-zertifizierten Kautschukunternehmens Grupo Fortaleza deutlich höhere monatliche Vergütungen sowie zusätzliche Leistungen, die ihre jährliche Entlohnung erheblich steigern. Das Unternehmen liefert Naturkautschuk unter anderem an das deutsche Traditionsunternehmen Ritex, das das Rohmaterial zur Kondomherstellung verwendet.

Vorteile von Naturkautschuk verantwortungsvoll nutzen

Naturkautschuk ist ein äußert vielseitiges Material, das in zahlreichen Aspekten unseres alltäglichen Lebens unverzichtbar geworden ist. Es weiter zu nutzen, wird langfristig aufgrund der hohen sozialen und ökologischen Risiken nur unter Einhaltung strenger und gleichzeitig praxistauglicher Standards möglich sein. FSC ist ein gut erprobtes Zertifizierungssystem, auf das bereits viele Unternehmen, Expert:innen und Verbraucher:innen vertrauen und den Weg für eine verantwortungsvolle Nutzung von Naturkautschuk in Zukunft frei macht.

 

Impressum:

FSC Deutschland
Text: Julia Springmann
Fotos: Isuru Ranasinha/Unsplash; FSC
Videos: FSC
Dezember 2024, FSC® F000213

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