Kanada  | 2023

FSC unterstützt in Kanada Partnerschaft zwischen Indigenen und Förstern

FSC schützt in seinem Standard die Rechte indigener Völker auf die Landnutzung gemäß ihrer Gebräuche und Traditionen. Eine neue Dokumentation von FSC Kanada zeigt, wie FSC Forstbetrieben hilft, das Forstmanagement mit den Interessen der indigenen Bevölkerung in Einklang zu bringen.

Die Gruppe, die durch den Schnee zwischen den dicht stehenden Birken und grünen Nadelbäumen geht, verfolgt ein wichtiges Ziel: Christina Bekintis, Amberly Quakegesic und Andrew Orton wollen die kulturellen Praktiken und die nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung der indigenen Bevölkerung in der Region um Chapleau in Ontario, Kanada, bewahren und fördern. In einem Kurzfilm von FSC Kanada erklären sie, wie Wahkotowin Development den FSC Standard nutzt, um den Wohlstand und die Nutzungsrechte der indigenen Bevölkerung zu sichern.

Traditionelle Waldnutzung

Wahkotowin Development ist ein von Ureinwohner:innen geführtes soziales Unternehmen, das in der nachhaltigen Forstwirtschaft verwurzelt ist und drei lokale First-Nations-Eigentümer unterstützt: Chapleau Cree, Brunswick House und Missanabie Cree. In Kooperation mit GreenFirst, einem lokalen Forstunternehmen, vertritt Wahkotowin Development die Interessen der Indigenen Völker vor Ort und sorgt dafür, dass die traditionelle Nutzung des Waldes aufrechterhalten wird. GreenFirst ist seit 20 Jahren FSC-zertifiziert. Gemeinsam mit Wahkotowin Development entwickelt GreenFirst seitdem ein Waldnutzungskonzept, das den Ureinwohner:innen die kulturelle Nutzung des Waldes ermöglicht. „Wahkotowin ist das Wort für „Verwandtschaft“ in der Sprache der Cree und bedeutet, dass alles miteinander verbunden ist“, sagt Amberly Quakegesic, Leiterin des Guardian Program von Wahkohtowin Development. „Ich glaube, dass wir nicht größer sind als Mutter Natur, sondern ein Teil von ihr. Wir sind davon abhängig, dass Wasser, Luft und Land für immer da sind.“

FSC ermöglicht Zusammenarbeit

Die FSC-Zertifizierung des Forstbetriebs vereinfacht die Teilhabe der indigenen Bevölkerung am Handel mit Waldprodukten. Gleichzeitig werden die Ökosysteme vor Ort geschützt. „FSC hat uns die Möglichkeit gegeben, auf verschiedenen Ebenen mit den Ureinwohner:innen zu kooperieren“, sagt Chris McDonell, Förster von GreenFirst Forest Products. Viele Interessen der indigenen Bevölkerung, die nicht vom Gesetzgeber geschützt sind, müssten innerhalb der FSC Zertifizierung berücksichtigt werden. Beispielsweise werden die Maßnahmen zur Walderneuerung mit der lokalen indigenen Bevölkerung entwickelt.

Prinzip 3 des FSC Standards verpflichtet zertifizierte Betriebe, die Besitz-, Nutzungs- und Verwaltungsrechte der indigenen Bevölkerung im bewirtschafteten Gebiet zu identifizieren und aufrecht zu erhalten. Die Erklärung der Vereinigten Nationen über die Rechte der indigenen Völker (UNDRIP) muss eingehalten werden. Die UNDRIP beinhaltet den Grundsatz, dass Ureinwohner:innen ihre Zustimmung zu Projekten geben müssen, die sie oder ihre Gebiete beeinträchtigen (Free, Prior and Informed Consent (FPIC)). Diese Zustimmung kann jederzeit entzogen werden.

Wälder schützen heißt Lebensgrundlagen sichern

FSC schützt die Rechte indigener Völker auf Landbesitz, Landnutzung und Zugang zu den Ressourcen, um das Überleben der indigenen Gemeinschaften und den Erhalt ihrer sozialen und kulturellen Existenz zu sichern. Aufgrund der kolonialen Vergangenheit vieler Länder machen Angehörige indigener Völker auch heute noch Diskriminierungserfahrungen, besitzen ein höheres Armutsrisiko und eine geringere Lebenserwartung.

In Kanada sind 634 indigene Stämme, denen insgesamt ca. 900.000 Menschen angehören, als First Nations anerkannt. Gemeinsam mit den Inuits und den Métis machen Ureinwohner:innen etwa vier Prozent der kanadischen Gesamtbevölkerung aus. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist auf Wälder angewiesen, um ihre Versorgung mit Medizin, Nahrungsmitteln und sauberem Wasser zu garantieren sowie ihre spirituelle Grundlage zu erhalten.

Indigene Beteiligung und Mitbestimmung bei FSC

FSC hat eine Reihe von Programmen und Beteiligungsmechanismen eingeführt, die dem Schutz der Rechte von Ureinwohner:innen dienen. Das 2013 gegründete Permanent Indigenous Peoples‘ Committee (PIPC) besteht aus Vertreter:innen indigener Völker aus verschiedenen Teilen der Welt. Das PIPC berät den Vorstand von FSC International bei der Entscheidungsfindung auf höchster Ebene. 2020 gründete FSC zudem die FSC Indigenous Foundation, die forstbasierte Lösungen unter Einbezug indigenen Wissens entwickelt.

Die Zusammenarbeit zwischen Wahkotowin Development und GreenFirst ist ein Beispiel für den Erfolg des FSC-Prinzips, das den Mehrwert für Natur und Mensch in den Mittelpunkt der forstwirtschaftlichen Aktivität stellt.

Autor: FSC International