Autor:in: Charlotte Schalich, Bastian Zier | 08.03.2022

Weltfrauentag: Divers arbeiten und Stereotype durchbrechen. FSC Deutschland fragt nach – Ein Blick in die Holzbranche aus Frauensicht

Der Weltfrauentag, der sich für Gleichberechtigung und Frauenrechte stark macht, steht dieses Jahr unter dem Motto „#BreakTheBias“ und ruft dazu auf, Vorurteile und Stereotype zu durchbrechen und so für mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Typisch Mann, typisch Frau: Gibt es diesen Unterschied in der deutschen Berufswelt noch? Spielt das Geschlecht bei der Berufswahl eine Rolle? Und wie findet man heraus, was das Richtige für einen selbst ist? Mit diesen Fragen im Hinterkopf haben sich Praktikant:innen von FSC Deutschland mit zwei Frauen unterhalten, die beide im Bereich Holz arbeiten und doch zwei ganz unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen: Frau Anna Krall, Leiterin CSR der HORNBACH-Gruppe sowie Frau Yasemin Güster, Forstwirtin beim Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen.

 

Frau Yasemin Güster arbeitet auch nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung weiterhin beim Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen. Im Vergleich zum Förster:innen-Beruf muss man als Forstwirtin kein Studium absolvieren und verbringt seine Arbeitszeit fast ausschließlich im Wald. Hier fallen praktische Tätigkeiten wie beispielsweise Pflanzungen, Holzernte, Jungbestandspflege oder auch Wegebaumaßnahmen an.

Frau Anna Krall fing nach ihrem Politologiestudium als Vorstandsassistentin bei Hornbach an und leitet dort heute das Team CSR (Corporate Social Responsibility, gesellschaftliche Unternehmensverantwortung), dort werden alle Nachhaltigkeits-Themen gebündelt und kommuniziert. Dazu gehören Themen wie gesellschaftliches Engagement aber auch Themen des Konzerns – sowohl im eigenen Geschäftsbetrieb, als auch im Warentransport, in der Sortimentsgestaltung oder im Service.

Leistung und Qualifikation stehen im Vordergrund
War denn die Geschlechterverteilung bei der Berufswahl damals entscheidend, wollten wir wissen. Nein, das sei nicht der Fall gewesen, stimmen beide Frauen überein. Obwohl Frau Güster die einzige Forstwirtin in ihrem Regionalforstamt ist, glaubt sie, sowie auch Frau Krall in Bezug auf den aktuellen Berufsalltag an Diversität im Team: Die Vielfalt berge die Chance, mehrere Perspektiven und Erfahrungen einzubringen und damit die Effizienz des Unternehmens zu bereichern. Im Vordergrund stehe nicht die Tatsache, ob jemand männlich, weiblich oder divers sei, sondern die Qualifikation und erbrachte Leistungen – es solle weder ein Vor- noch ein Nachteil sein, ein gewisses Geschlecht zu bedienen. So betont Frau Güster: „Bei uns wird Wert darauf gelegt, dass alle Auszubildenden dasselbe lernen und können müssen.“

„Das Geschlecht ist nicht entscheidend, jeder kann das schaffen“
Um an das Motto des diesjährigen Weltfrauentages – Stereotype aufbrechen – anzuknüpfen, haben wir uns bei Frau Güster erkundigt, wie man als Frau in einem traditionell sehr von Männern dominierten Berufsumfeld zurechtkommt. „Der Job ist für jeden geeignet, man muss nur die entsprechenden körperlichen Fähigkeiten mitbringen. Man sollte in der Lage sein, mit seinen Arbeitsgeräten umzugehen und sein Werkzeug selbstständig in den Wald zu bringen, das Geschlecht ist nicht entscheidend, jeder kann das schaffen. Jeder braucht auch mal Hilfe, das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun“, erklärt Frau Güster.

„Bunt zu arbeiten täte allen Unternehmen gut“
Mit Blick auf jene, die am Beginn ihrer Berufslaufbahn stehen und die sich noch unsicher sind, ob sie sich im jeweiligen Berufs- oder Arbeitsumfeld richtig aufgehoben fühlen würden, rät Frau Güster: „Ausprobieren natürlich“. Praktika seien die beste Möglichkeit, einen Beruf kennenzulernen und mehr über die eigenen Interessen herauszufinden. Die Forstwirtin empfiehlt außerdem, „auf sich selbst zu hören und den Weg zu gehen, den man selber für richtig hält“. Praktische Arbeiten würden oft unterschätzt und sollten einen höheren Stellenwert und Fokus in der Gesellschaft erlangen. Eine Ausbildung sei ein guter Grundstein und halte einem alle Möglichkeiten offen.
„Mutig sein“, rät Frau Krall, „offen reden, frei sein und eigenverantwortlich arbeiten“. Auch aus Sicht der Unternehmen hat sie noch eine Empfehlung: „Es täte allen Unternehmen gut, bunt zu arbeiten, nicht nur auf Geschlechter bezogen, sondern auch auf Alter, Kultur und Religion. Diverse Teams sollten aktiv gefördert werden, denn sie führen zu exzellenten Ergebnissen.“

Zwei Frauen aus der Holzbranche – wir wollten abschließend noch kurz wissen, was ihnen Wald bedeutet.
Eine Erfahrung, die beide Frauen teilen, ist die Ruhe und Erholung, die sie im Wald finden. „Für mich ist es schwer vorstellbar, dass für jemanden, der hier wohnt, der Wald keine Bedeutung hat“, erzählt die Pfälzerin Frau Krall. Auch Frau Güster fühlt sich mit dem Wald verbunden und sieht ihn als einen Rückzugsort, „alles ist ein bisschen weniger hektisch“. Die Forstwirtin hat ihre Berufung gefunden und möchte auch in Zukunft weiterhin ihren Arbeitsplatz im Wald haben – „Fortbildungsmöglichkeiten zur Forstwirtschafsmeisterin, zur Forstmaschinenführerin oder auch als Ranger in einem Nationalpark machen einem diesen Wunsch besonders leicht“, ergänzt sie.

Mit Blick auf den Ausgangspunkt unseres Interviews, hat sich gezeigt, dass Schubladendenken auf jeden Fall nicht angebracht ist. Jeder und jede kann und sollte seinem Traumberuf nachgehen. Wichtig ist nicht das Geschlecht, sondern die Leistung, die man erbringt. Frau Güster und Frau Krall schlugen ihre Berufswege nicht wegen oder trotz ihres Geschlechtes ein – entscheidend ist die Leidenschaft und Arbeitsbereitschaft, die man mit sich bringt. Stereotype aufbrechen heißt, Frau Krall und Frau Güster zu Folge, bunt zu arbeiten und allen die Chance zu geben, sich selbst zu verwirklichen. Unser Fazit: Es gibt keine „Männerberufe“, in denen Frauen arbeiten – es gibt nur Berufe mit qualifizierten Mitarbeiter:innen.

Wir bedanken uns bei Frau Krall und Frau Güster für die Zeit, die sie sich für das Interview genommen haben, für die spannenden Einblicke in ihren Berufsalltag sowie ihre Perspektive auf dieses aktuelle Thema unserer Zeit.