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Autor: FSC Deutschland | 01.11.2022

Erfahrungsaustausch über den Umgang mit Kalamitätsflächen

FSC-Mitglieder auf Waldexkursion im Soonwald in Rheinland-Pfalz

Am 20. Oktober trafen sich rund 35 Vertreter und Vertreterinnen aus der FSC Mitgliedschaft, um sich der Frage zu widmen, inwieweit der Deutsche FSC-Standard auch vor dem Hintergrund von Klimawandel und damit verbundenen Aktivitäten zu Waldumbau und Wiederbewaldung anwendbar und zeitgemäß ist. An der Exkursion nahmen Vertretende aller drei FSC-Kammern teil.
Die aktuellen klimawandelbedingen Ereignisse im Wald stellen eine Herausforderung für Waldbewirtschaftende dar. Schadflächen durch Windwürfe, Borkenkäferbefall oder Trockenheit sind keine Seltenheit mehr in den deutschen Wäldern. Im Fokus der Exkursion stand die fachliche Diskussion über den Umgang mit diesen Kalamitätsflächen und wie Wiederbewaldung und Wasserrückhalt erreicht werden kann.

Prinzip der Vorausverjüngung
Anhand drei verschiedener Waldbilder im Soonwald zeigte Georg Wilhelm, Waldbaureferent der Landesforsten Rheinland-Pfalz und eine Koryphäe seines Fachbereichs, wie der Landesforstbetrieb den aktuellen Herausforderungen mit dem Prinzip der Vorausverjüngung begegnet. Der Schwerpunkt der waldbaulichen Aktivitäten liegt dabei in der Vorsorge und dem Ziel einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Herr Wilhelm stellte in diesem Zusammenhang klar, dass „naturnahe Waldbewirtschaftung in Rheinland-Pfalz nicht nur etwas auf dem Papier ist, sondern eine Herzensangelegenheit, die umgesetzt wird“. Am Beispiel eines etwa 60-jährigen Fichtenwaldes erläuterte der Waldbauexperte die Überführung naturferner Fichten-Reinbestockungen in naturnahe Mischwälder. Der Landesbetrieb setzt hier in der Vorausverjüngung vor allem auf schattentolerante Baumarten wie Buche, Hainbuche und Weißtanne. Die anwesenden Experten und Expertinnen diskutierten anschließend die zukunftsrelevanten Baumarten und ihre Dynamiken während der Verjüngungsphase. Für Georg Wilhelm steht fest, „wer in Waldwirtschaft investiert, der investiert sehr langfristig und mit hohem Risiko. Eine frühzeitige Anpassung an die Natur kann die Risiken reduzieren“.

Klare Kriterien durch FSC-Standard
Das zweite Exkursionsziel galt der sukzessionsbasierten Wiederbewaldung, sie wurde anhand einer zehnjährigen Wiederbewaldungsfläche erläutert. In diesem Zusammenhang kam auch das Thema des umfassenden Wildtiermanagements zur Sprache, dessen Wichtigkeit bei allen Teilnehmenden Unterstützung fand. Mit Blick auf die Novellierung des Bundeswaldgesetzes wurde einmal mehr klar, dass das Thema Wald und Wild politische Unterstützung braucht. Der FSC-Standard hingegen sei ein Regelwerk, das den Landesbetrieb durch die klaren Kriterien weitergebracht habe, so der Waldbaureferent über die aktuelle Version des Regelwerks: „Der FSC hat mir die Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten erleichtert. Auch unter den aktuellen Klimaherausforderungen kann man mit dem FSC-Standard sehr gut arbeiten“.

Den Abschluss der Exkursion bildete das Thema des Wasserrückhalts im Wald. Um trockenheitsbedingte Schäden und Überschwemmungen vorzubeugen, renaturiert der Landesbetrieb derzeit künstliche Entwässerungsgräben im Wald und ermöglicht mehr Wasseraustausch zwischen benachbarten Waldflächen durch Furten.