Kahlschlag, nicht FSC zertifiziert
10 Okt, 2024

Bundeswaldinventur: FSC-Standard klar bestätigt

Daten zeigen: Konsequente Umsetzung des FSC-Standards notwendig

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, hat am 08.10.2024 die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI IV) vorgestellt. Die Daten zeigen deutlich: Der Zustand der deutschen Wälder ist kritisch und Maßnahmen zur Förderung stabiler und resilienter Waldökosysteme sind dringender denn je. Der Waldverlust ist in vielen Regionen sichtbar, die Holzvorräte gehen zurück und großflächige Kahlflächen nehmen zu. Die von FSC Deutschland im deutschen FSC-Waldstandard seit 25 Jahren geforderten Maßnahmen für nachhaltige Waldbewirtschaftung sind die richtigen, um der zunehmenden Klimakrise im Wald zu begegnen.

Elmar Seizinger, Leiter des Waldbereichs bei FSC Deutschland, kommentiert: „Die Bundeswaldinventur zeigt klar, dass der zögerliche Umbau von instabilen Fichtenreinbeständen hin zu resilienten Mischwäldern ein großes Versäumnis war. Die FSC-Zertifizierung fordert seit einem Vierteljahrhundert eine Orientierung an naturnahen Wäldern mit standortgerechten Baumarten und damit auch den Waldumbau.“

FSC-Standard bewährt sich in der Praxis

Die Ergebnisse der BWI IV verdeutlichen, dass die in den letzten Jahren umgesetzten Maßnahmen vielerorts unzureichend waren. Die Verluste bei den Holzvorräten und der Rückgang der ökologischen Stabilität sind ein klares Zeichen, dass das bisherige Management vieler Wälder nicht auf die Herausforderungen des Klimawandels ausgelegt war. „Waldbesitzende haben die FSC-Vorgaben oft als zu streng und zu teuer abgelehnt – die Realität zeigt nun, dass unsere Anforderungen genau die waren, die nötig gewesen wären, um solche Entwicklungen abzupuffern“, so Seizinger weiter.

Auch das Verbot des Einsatzes von Pestiziden, das Verbot von Kahlschlägen, strikte Vorgaben zur Befahrung des sensiblen Waldbodens mit schweren Maschinen und die Forderungen nach Belassen von Ast- und Kronenholz sind zentrale Punkte, die durch die FSC-Zertifizierung geregelt werden und dem Wald helfen, widerstandsfähiger zu werden und auch mehr Kohlenstoff zu speichern. Zur Speicherfähigkeit von Kohlenstoff und Wasser im Waldboden trägt konkret das im FSC Standard geforderte Verbot des Unterhalts von Entwässerungsgraben im Wald bei, die sonst in für einen schnellen Abfluss von Wasser und trockene Böden sorgen.

Handlungsbedarf und finanzielle Unterstützung

Der Umbau der deutschen Wälder hin zu stabileren Mischwäldern ist eine gewaltige Aufgabe. Das Thünen-Institut schätzt, dass in den nächsten 30 Jahren rund 14 Milliarden Euro für diesen Prozess benötigt werden. Das von der Bundesregierung aufgelegte Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz setzt dafür die richtigen Anreize. Dennoch reicht staatliche Unterstützung allein nicht aus. Es braucht zusätzliche private Mittel und Anreize durch den Markt, um den Kapitalbedarf zu decken.

Hier kommt die FSC-Zertifizierung ins Spiel: Das Sponsoring von Waldpartnern, die die Ökosystemleistungen des Waldes fördern und öffentliche Zuschüsse zu FSC-Waldzertifizierungen können finanzielle Anreize schaffen, die Waldbesitzende in den Waldumbau investieren lassen. Eine FSC-Zertifizierung gibt Waldbesitzenden die Möglichkeit, ihre nachhaltige Bewirtschaftung sichtbar zu machen und am Markt einen Mehrwert für ihre Produkte zu erzielen.

 

Julia Springmann