3 Dez., 2024

Verlust der Artenvielfalt weiterhin auf Höchststand

WWF Living Planet Report macht deutlich: FSC-Waldbewirtschaftung wichtiger denn je

Die Artenvielfalt auf der Erde ist in den letzten 50 Jahren um schätzungsweise 73 Prozent zurückgegangen. Das ist das Ergebnis des Living Planet Reports 2024 von WWF. Kernstück des Reports ist der sogenannte Living Planet Index, der die Veränderungen globaler Biodiversität seit 1970 misst.

Kipppunkte rücken näher

Ein besonders bedrohliches Bild zeichnet die Analyse der Kipppunkte im Living Planet Report. Werden diese überschritten, könnten sich die negativen Folgen der Erderhitzung unvorhersehbar und möglicherweise unumkehrbar verselbständigen. Dahinter stecken gefährliche Dominoeffekte, die sich innerhalb der Waldökosysteme abspielen: Ein Verlust an Waldfläche führt zu einer abnehmenden Verdunstungsmenge, weniger Wolkenbildung und geringeren Niederschlägen im Westen und Süden des Amazonas. Die zunehmende Trockenheit und klimawandelbedingte Erderhitzung begünstigen Waldschäden in diesen Gebieten zusätzlich. Damit würde eine Schadensspirale in Gang gesetzt, deren Folgen schwer abzuschätzen sind.

Beispielsweise würde das Erreichen des Kipppunktes im Amazonas-Regenwald unter anderem bedeuten, dass tausende Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt und sich die Wetterverhältnisse und Niederschlagsmengen drastisch verändern würden. Das hätte für die 47 Millionen Menschen, die im Amazonasgebiet leben, schwerwiegende soziale, ökologische und ökonomische Folgen. Etwa 2,2 Millionen von ihnen sind einer indigenen Bevölkerungsgruppe zugehörig, die von der langfristigen Stabilität des Ökosystems in besonderem Maß abhängen.

Artenvielfalt weltweit bedroht

Eine weitere Folge der zunehmenden Zerstörung der Tropenwaldfläche und ein wichtiger Faktor in der Analyse der Kipppunkte ist der Verlust von Artenvielfalt. Schwinden die Bestände der Tierarten, die sich von den Früchten aus den Tropenwäldern ernähren, verringert sich die Kapazität zur Ausbringung der darin enthaltenen Baumsamen. Im Umkehrschluss bedeutet das eine Abnahme der Biomasse und einen Verlust essentieller Ökosystemleistungen wie Wasserversorgung, Nährstoffkreisläufe und die Bereitstellung von sauberer Luft.

Den aktuellen Berechnungen des Living Planet Index liegt die Analyse von 35.000 Tierpopulationen von 5.500 Wirbeltierarten zugrunde. Mithilfe von Fallstudien zu vom Aussterben bedrohten Arten wie den Waldelefanten veranschaulicht der Bericht die komplexen globalen Zusammenhänge. So ist im Minkébé National Park in Gabun zwischen 2004 und 2014 ein Rückgang der Waldelefantenpopulation von 78-81 Prozent zu verzeichnen. Welche entscheidende Rolle diese Tiere für den Wald vor Ort haben und aus welchen Gründen FSC-zertifizierte Konzessionen einen 2,7-fach dichteren Bestand von großen Säugetieren wie Waldelefanten im Vergleich zu nicht-zertifizierten Konzessionen vorweisen, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Utrecht im Fachmagazin Nature.

Ergebnisse unterstreichen FSC-Mission

Zusammengenommen bedeuten die im Living Planet Report beschriebenen Entwicklungen: Die Missachtung der Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ökosystemen sowie deren Zerstörung und Degradierung führen zu einer Umkehrung der Rolle des Waldes als wichtiger Klimaschützer zum Klimaschädiger. Dieses Fazit zieht auch die kürzlich veröffentlichte Bundeswaldinventur (BWI IV): Der Verlust an Waldfläche in Deutschland ist in vielen Regionen sichtbar, die Holzvorräte gehen zurück und großflächige Kahlflächen nehmen zu.

Sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene senden der Living Planet Report und die BWI IV deutliche Warnsignale hinsichtlich eines zunehmenden Verlusts von Artenvielfalt und natürlichen Lebensgrundlagen im Wald. Ursächlich für die schwerwiegenden Krisen sind in beiden Fällen die Zerstörung und Degradierung von Waldflächen und die Abkehr von naturnaher Bewirtschaftung.

Ursachenbekämpfung gegen die Biodiversitätskrise leisten FSC-zertifizierte Betriebe und Bewirtschaftende. Sie schützen den Lebensraum bedrohter Arten unter anderem durch die Ausweisung von Naturwaldentwicklungsflächen, der Anreicherung von Biotop- und Totholz und der Belassung von Ästen und Kronenmaterial im Wald. Die konsequente Umsetzung von verantwortungsvollem Waldmanagement gemäß FSC-Standard garantiert, dass wichtige soziale, ökologische und ökonomische Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.

 

Julia Springmann