Nachhaltige Waldwirtschaft – Beitrag zum natürlichen Hochwasserschutz
Waldwirtschaft gemäß FSC erhöht Schutzeigenschaften
Die Wettereignisse der letzten Tage lassen die Diskussionen um präventive Hochwasserschutzmaßnahmen wieder aufleben. Zu den natürlichen Ressourcen, die Hochwasserereignissen etwas entgegensetzen können, zählt der Wald, denn Hochwasserschutz beginnt mit Wasserrückhalt im gesamten Einzugsgebiet. Waldwirtschaft gemäß dem FSC-Standard kann diese Schutzeigenschaften des Waldes zusätzlich erhöhen.
Hochwasser ist eine Folge von kurzzeitigen Starkregen, langanhalten Niederschlägen oder einsetzender Schneeschmelze. In diesem Fall versickert, vereinfacht gesagt, im Verhältnis zu wenig Wasser im Boden und zu viel fließt als Oberflächenwasser ab. Entscheidend ist also die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird.
Freiflächen im Sinne von Kahlschlag vermeiden
Mit Wald bedeckte Flächen speichern Wasser in den Baumkronen und verringern die Abflussgeschwindigkeit des Wassers. Naturnah strukturierte Wälder mit einer Mischung aus Baumarten und vielfältiger Vegetation auch auf dem Waldboden bieten dabei eine deutlich bessere Rückhaltefähigkeit als einschichtige Monokulturen. Hochwasserspitzen können so vermieden werden. Hingegen große Flächen, die frei von Vegetation sind, z.B. durch Kahlschlag, halten kein oder nur sehr wenig Wasser zurück. FSC hat den Dauerwald als Ziel und spricht in seinem Standard ein Kahlschlagverbot aus. Als Kahlschlag gilt gemäß FSC die flächige Räumung des aufstockenden Bestandes durch Kahlhieb, mit dem Richtwert von ein- bis zwei Baumlängen und Durchmesser mit einer Fläche von maximal 0.3 ha Größe.
Wasseraufnahmefähig des Bodens fördern
Wie viel Wasser im Boden gespeichert werden kann, hängt von seiner Zusammensetzung und von seiner Nutzung ab. Gerade Waldboden ist besonders speicherfähig, denn er besitzt weniger Feststoffanteile und mehr durchlässige Grobporen, unterstützt durch sogenannte Sekundärporen wie Wurzeln oder Tierröhren und -gänge. Diese Speicherfähigkeit wird im Rahmen der Waldwirtschaft negativ beeinflusst, wenn der Boden beispielsweise durch den Einsatz schwerer Maschinen verdichtet wird. Die Befahrung mit schweren Erntemaschinen kann zur Verdichtung bis in tiefe Schichten führen. Dabei werden die Hohlräume des Bodens zusammengedrückt, die Versickerung des Wassers in tiefere Bodenschichten wird reduziert und die Aufnahmefähigkeit von Wasser und Luft durch die Wurzeln verschlechtert sich. Um diese Verdichtung der Böden so weit wie möglich zu reduzieren, schränkt FSC die Befahrung des Waldbodens ein. Befahrung ist nur auf dauerhaft ausgewiesenen Fahrspuren, den sogenannten Rückegassen, zulässig. Der Großteil des Waldbodens wird nicht befahren.
Kanalisierung entgegenwirken
In der deutschen Land- und Forstwirtschaft sind Entwässerungsmaßnahmen durch oberirdische Grabensysteme weit verbreitet. Bei Starkregenereignissen kanalisieren diese Entwässerungssysteme jedoch den Abfluss, können zu reißenden Sturzbächen werden und erhöhen darüber hinaus den Zufluss in bereits überfüllte Flüsse und Kanäle. Der FSC-Standard untersagt die Unterhaltung von Entwässerungsgräben. Ziel ist darüber hinaus die Wiederherstellung naturnaher Wälder insbesondere entlang von Gewässern. Besonderen Wert legt FSC auf den Schutz von Biotopen wie Tümpel oder Feuchtgebiete, auch sie tragen zur Wasserspeicherung bei.
Alle Prinzipien, Kriterien und Indikatoren eines nachhaltigen Waldmanagements gemäß FSC in Deutschland finden sich im FSC Waldstandard 3-0
Annika Burger, Wofram Kotzurek