6 Dez., 2024

„Wir müssen sicherstellen, dass die EUDR maximale Wirkung für den Wald entfaltet“

FSC fordert angesichts der EUDR-Verzögerung schnelles Handeln für eine Zukunft ohne Entwaldung

Das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union (EU) und die EU-Kommission haben sich geeinigt, die verbindliche Anwendung der EUDR zu verschieben. Ein Jahr später als ursprünglich geplant, soll nun die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) in Kraft treten. Diese Entscheidung unterstreicht, wie komplex es ist, den globalen Waldverlust zu bekämpfen und gegen Produkte aus Entwaldung oder Degradierung durch strengere Gesetze vorzugehen.

Der Forest Stewardship Council (FSC) bleibt ein starker Befürworter der Ziele der EUDR, entwaldungsfreie Lieferketten in Europa und weltweit durchzusetzen. Die Verschiebung der Verordnung sollte Unternehmen nicht davon abhalten, sofort geeignete Maßnahmen für eine entwaldungsfreie Lieferkette zu ergreifen. Wir fordern FSC-Stakeholder auf, bereits bestehenden sowie konkret geplante Maßnahmen umzusetzen und verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung gemeinsam weiter voranzutreiben.

„Das Erreichen dieses EU-Ergebnisses war ein komplexer und emotionaler Weg für viele, denen die Zukunft unserer Wälder am Herzen liegt. Die zusätzliche Zeit ist eine Gelegenheit, sicherzustellen, dass die EUDR maximale Wirkung entfaltet, wenn sie in Kraft tritt. Unsere Wälder sowie die Menschen und Gemeinschaften, die von ihnen abhängen, können es sich nicht leisten, sich jetzt zurückzulehnen“, sagt Matteo Mascolo, FSC-Direktor für EU-Angelegenheiten.

Empfehlungen von FSC:

  1. Handeln, als wäre die EUDR bereits in Kraft

Unternehmen sollten die Prüfung und Umsetzung von entwaldungsfreien Lieferketten nicht aufschieben. Dies hilft, rechtzeitig sicherzustellen, dass sie vorbereitet sind, wenn die EUDR verbindlich durchgesetzt wird. FSC unterstützt die Unternehmen seit Inkrafttreten der EUDR bei der Einhaltung der Vorschriften. Unsere Standards erfüllen die Anforderungen der EUDR und gehen in einigen Bereichen darüber hinaus. Durch eine frühzeitige Anpassung und rasche Umsetzung geeigneter Maßnahmen können Unternehmen eine Führungsrolle übernehmen und gleichzeitig ihr Engagement für gesunde, widerstandsfähige Wälder demonstrieren.

  1. Beschleunigung der Rückverfolgbarkeit der Lieferkette

Die EUDR verlangt detailreiche Kenntnisse über die Herkunft von Rohstoffen. Unternehmen sollten bereits jetzt damit beginnen, sich mit ihren Handelspartnern darauf vorzubereiten, die Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette nachzuweisen. FSC testet derzeit Technologien, die Unternehmen jeder Größe dabei unterstützen sollen, Daten sicher entlang der Lieferkette zu übermitteln und leichter nachweisen zu können, dass ihre FSC-zertifizierten Holz- und Gummiprodukte die EUDR-Anforderungen erfüllen. Mit der Verschiebung der EUDR haben die Unternehmen auch Zeit, sich darauf umzustellen, z.B. nur noch FSC-zertifizierte Materialien zu beziehen, was die Sorgfaltspflicht drastisch vereinfacht, da die nachhaltige Forstwirtschaft an der Quelle verifiziert wird.

  1. Stärkung der Zusammenarbeit mit den EU-Behörden

Der Erfolg der EUDR hängt letztlich von den Fähigkeiten der zuständigen Behörden der EU ab, sie durchzusetzen. Leider haben mehrere Länder noch keine zuständigen Behörden benannt. FSC fordert die EU-Mitgliedstaaten auf, die zuständigen Behörden rasch zu ernennen und mit den dafür erforderlichen Ressourcen und Instrumenten auszustatten. FSC verpflichtet sich, eng mit den EU-Behörden zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass unsere Zertifizierungsstandards mit den EU-Vorgaben zusammenpassen.

  1. Stärkung von Kleinbauern und indigenen Völkern in Zusammenarbeit mit den Regierungen

Kleinbäuer:innen und indigene Völker haben derzeit keine Verpflichtungen im Rahmen der EUDR, dabei sind sie die echten Bewahrer unserer Wälder. Sie sind von entscheidender Bedeutung für den Kampf gegen die Entwaldung. Die Zertifizierung kann ihre Rolle bei der Umsetzung der EUDR unterstützen, denn FSC räumt diesen Gemeinschaften Vorrang ein, indem er ihre Rechte wahrt und ihnen integrative Instrumente und den Aufbau von Kapazitäten zur Verfügung stellt, um sie zu stärken. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Regierungen, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen gegen die Abholzung harmonisiert, gerecht und wirksam sind. Als globales System ist FSC bestrebt, Partnerländer beim Zugang zum EU-Markt durch FSC-Zertifizierung und ergänzende EUDR-Lösungen für zertifizierte Unternehmen zu unterstützen.

„FSC setzt sich seit drei Jahrzehnten für eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft ein, und wir sind weiterhin entschlossen, Unternehmen, Gemeinschaften und Regierungen bei der Einhaltung der EUDR und künftigen Überarbeitungen zu unterstützen. Die Wälder können nicht warten und diese Gesetzgebung ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer Zukunft, in der der verantwortungsvolle Umgang mit den Wäldern weltweit die Norm ist. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um sie zu einem Erfolg zu machen“, fügt Subhra Bhattacharjee, Generaldirektorin von FSC International, hinzu.

Impulse für die COP30: eine globale Vision

Die COP30, die im November nächsten Jahres in Belém, Brasilien, stattfinden wird, ist ein entscheidender Moment für die Wälder. Sie bietet die Chance, auf der EUDR aufzubauen, um die globale Zusammenarbeit für entwaldungsfreie Lieferketten zu stärken.

„Die Notwendigkeit eines Marktes ohne Entwaldung geht weit über Europa hinaus. Da die COP30 und der G20-Gipfel in Brasilien bereits aktiv vorbereitet werden, haben wir die Möglichkeit, die EUDR als Grundlage für die weitere internationale Zusammenarbeit zu nutzen und einen nachhaltigen Einfluss auf die Wälder weltweit zu schaffen. Die Beschaffung aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern – wie beispielsweise FSC-zertifizierten Wäldern – stärkt das Potenzial der Wälder als naturbasierte Lösung für den Klimawandel und bringt die Bemühungen um Bioökonomie auf die nächste Stufe“, so Anand Punja, Chief Engagement and Partnership Officer von FSC International.

 

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel von FSC International. Lesen Sie hier das Original.

 

 

Franziska Becker